Auktionen:Durch diese gelbe Gasse

Auktionen: August Mackes "Nacktes Mädchen" (1911).

August Mackes "Nacktes Mädchen" (1911).

(Foto: Villa Grisebach)

Saison-Finale bei deutschen Auktionshäusern: In der Moderne und Nachkriegskunst wird das Angebot knapp. Werke von Emil Nolde, August Macke und Ernst Ludwig Kirchner sind stramm ausgepreist. Und alle lieben die deutsche Zero-Kunst.

Von Dorothea Baumer

Wer jetzt noch einen Expressionisten sein eigen nennt, gibt ihn nicht gerne her. Den Offerten der Auktionshäuser in Berlin, Köln und München ist anzumerken, dass die Akquise derzeit nicht einfach ist. Einzig die Konjunktur von Gabriele Münter scheint etwas abgeklungen. Und: Wo auch immer Nachkriegskunst angeboten wird, sind Zero-Arbeiten im Angebot.

Das Finale der Saison beginnt am 1. Dezember bei der Villa Grisebach in Berlin, das sein 30jähriges Bestehen feiert. Dabei fallen vor allem Werke von Emil Nolde auf, der vor einem Jahrzehnt stets als Spitzenreiter im Angebot galt, ihn der Gunst der Sammler jedoch sank. Nun ist seine im Jahr 1914 in der Südsee gemalte "Bewegte See II" mit einer strammen Schätzung von bis zu 1,5 Millionen Euro ein Toplos neben zwei Blumenmotiven. Das zweite Hauptlos wird mit einer prismatischen Stadtlandschaft Lyonel Feiningers aus den Dreißigerjahren aufgerufen, dem Gemälde "Gelbe Gasse", für das ebenfalls bis zu 1,5 Millionen erwartet werden. August Mackes "Nacktes Mädchen mit roter Blume" (1911) ist auf 700 000 Euro geschätzt. In der zeitgenössischen Kunst setzt man auf amerikanische Pop Art wie Andy Warhols "Joseph Beuys" aus dem Jahr 1980 (400 000).

Auch bei Lempertz zählt am 2.Dezember Emil Nolde zu den Spitzen des Angebots. Dessen Männerportrait "Der Jäger", 1918 entstanden, überzeugt in seiner Sprödigkeit (500 0 00). Hauptlos der Klassischen Moderne ist ein Werk Ernst Ludwig Kirchners: sein "Mädchen in Südwester" (1912) ist mit mindestens 1,3 Millionen angesetzt ist. Eine der ersten von Kirchner in der Schweiz gemalten Szenen wird darüber hinaus mit "Häuser im Schnee" (1917) aufgerufen (500 000). Konstruktives aus den Sechzigern und Siebzigern ist mit Werken von Joseph Albers und Günter Fruhtrunk präsent, einer "Homage to the Square" in Blau-Grün und einer "Hommage à Duccio" von Günter Fruhtrunk (300 000, 70 000).

Auch Ketterer schickt am 10. Dezember ein Ölbild Emil Noldes ins Rennen. Das vielfach ausgestellte "Figur und Clematis" von 1935 besticht nicht zuletzt seiner ausgeprägten Blauviolett- und Türkisskala wegen (500 000). August Mackes "Kinder am Brunnen II"(1910) sind auf 300 000 Euro geschätzt. Zum ersten Mal auf dem Markt ist Max Pechsteins Gemälde "Rote Dächer" von 1922, das 200 000 Euro bringen soll. Bei den Zeitgenossen wird abstrakter Expressionismus mit dem extremen Querformat "Marchioness" der New Yorker Künstlerin Helen Frankenthaler aufgeboten (250 000).

Während Neumeister das Moderne-Angebot mit einem 1915 datierten, auf 200 000 Euro taxierten Jawlensky-Stillleben "Gladiolen" ergänzt (7.Dezember), gewinnt Karl & Faber Emil Noldes Südseezauber mit dem Aquarell "Südseemädchen in Landschaft" (160 000) eine Facette ab und hält mit einem Georg Schrimpf-Akt und einem Doppelportrait von Karl Hubbuch (150 000, 70 000) schöne Werke der Neuen Sachlichkeit vor (6.Dezember).

Van Ham legt den Fokus stärker auf zeitgenössische Kunst und hat die besten Werke von Sigmar Polke zu bieten: kleine Filzstift-Zeichnungen und zwei Bilder, darunter "Es war der Gärtner", eine anarchisch fabulierende Mischtechnik auf bedrucktem Stoff aus dem Jahr 1977, der Erwartungen von 300 000 bis 500 000 Euro gelten (30.November).

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