Viele Nationenpavillons auf der Architekturbiennale in Venedig werden dem hohen Anspruch der Schau nicht gerecht. Die USA unterhält mit Vielfalt, Japan beschäftigt sich mit der Tsunami-Katastrophe, Griechenland stellt sich tapfer seiner Krise und Deutschland überzeugt mit Recycling-Konzepten. Von Laura Weißmüller, Venedig
Die Architekturbiennale in Venedig ist nicht nur die wichtigste Architekturausstellung der Welt, sie ist auch die, die es den Teilnehmern am schwersten macht. Da ist einmal die Frage, wie Architektur überhaupt auszustellen ist - mit Skizzen und Modellen, die Laien aber nur selten in Gänze verstehen können? Anhand von Fotografien, die gerne sämtliches Leben aus den Bildern kehren, wodurch Bauten plötzlich riesenhaft erscheinen? Mit 1:1-Modellen, die zwar anschaulich sind, aber nur einen winzigen Ausschnitt zeigen? Oder mit einer künstlerischen Übersetzung der Bauaufgabe, die nicht selten jedoch die Grenze des Berufsstands deutlich macht: Architekten sind eben doch keine Künstler.
Zu diesem Dilemma kommt in Venedig noch ein entscheidender Faktor hinzu: die schier überwältigende Anzahl der Mitaussteller. Kaum ein Besucher mag sich da die Zeit nehmen, halbstündige Videos anzuschauen, komplexe Pläne zu studieren oder verkopfte Manifeste zu dechiffrieren - der nächste Pavillon wartet schließlich schon. Die Architekturbiennale in Venedig ist also nicht nur die wichtigste Architekturausstellung, sie zeigt auch, wer die Kunst, Architektur anschaulich auszustellen, am besten beherrscht. Im Folgenden seien die Nationenpavillons vorgestellt.
Text: SZ vom 31.08.2012/ihe
Zu sehen: Der Eingang zum britischen Pavillon