Architektur:Unterirdisch

Eklat um Regierungsbau: Der Architekt Stephan Braunfels streitet mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung um angeblich ausstehende Honorare. Es geht um die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin.

Von Gerhard Matzig

Elbphilharmonie, Großflughafen: Dass es immer mehr Bauskandale gibt, dass Kosten und Termine zunehmend aus dem Ruder laufen - man hat sich daran gewöhnt. Neu ist, dass sich Architekten und Bauherren ständig vor Gericht sehen; neu ist, dass Planer zunehmend vor dem Ruin stehen.

Wie der Tagesspiegel berichtet, hat der Architekt Stephan Braunfels den Vertrag für die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin gekündigt. Der Bauherr, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), bestätigt dies. Das Lüders-Haus an der Spree ist ein Parlamentsbau, entworfen von Braunfels. Eröffnet wurde es 2003. Nun sollte der Komplex erweitert werden - von Braunfels. Aber die ursprünglich für 2012 geplante Eröffnung zieht sich hin. Wegen einer undichten Bodenplatte soll der Bau erst 2020 fertig werden. Die Kosten steigen.

Architekt Braunfels fordert nun vom BBR ausstehende Honorare. Er habe deshalb bereits sein Privathaus verkaufen müssen, Teile seiner Kunstsammlung sollen folgen. Dem BBR zufolge, gebe es aber "keine berechtigten Ansprüche" mehr. Die "Verantwortlichkeiten" für die Schäden "werden derzeit in einem Beweissicherungsverfahren geklärt". Das erinnert fatal an das Münchner Architekturbüro Koch im Fall des neuen Flughafen-München-Terminals. Koch hat wegen ausstehender Honorarforderungen Insolvenz angemeldet. Die Baukultur in Deutschland: unterirdisch.

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