Architektur:Ein Ufo in München

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Für ein Jahr soll eines der Futuro-Häuser von Matti Suuronen vor der Münchner Pinakothek der Moderne stehen.

Von Kathleen Hildebrand

Langsam öffnet sich der Bauch des Ufos, eine Treppe klappt heraus, sie senkt sich sachte Richtung Boden. Wenn die Tür des Futuro-Hauses von Matti Suuronen aufgeht, dieses freundlichen Ellipsoids auf Stahlbeinchen, dann sieht das nicht nur einladend aus, sondern wie ein großes utopisches Versprechen. Als könnte es auf den 25 Quadratmetern Wohnfläche im Innern nur extrem modern und auf keinen Fall jemals spießig zugehen. Der finnische Architekt hat mit dem "Futuro" Mitte der Sechzigerjahre eine Ikone des Space-Age-Designs entwickelt. Ein Haus ist das, zusammengesetzt aus 16 Kreissegmenten. 20 ovale Bullaugen schmücken die Fassade - fast wie eine Perlenkette. 2016 hat die Neue Sammlung, das Design-Museum in der Münchner Pinakothek der Moderne, eines der weltweit etwa 60 Exemplare neu erworben und restauriert. Nun steht es silbrig glänzend vor dem Museum. Es wird bleiben, vorerst für die Dauer eines Jahres. Wer die kleine Jet-Treppe erklimmt, steht in einer orangefarbigen Höhle mit Oberlicht, an deren Wand eine runde Sitzbank installiert ist, sonst nichts. Andere Futuros waren komplett eingerichtet mit futuristischem Einbaumobiliar, es gab abgetrennte Küchen- und Nasszellen. Alles da, was ein kleines, erschwingliches Ferienhaus braucht. Denn das sollte es sein damals. Modular, mobil und aus einem neuen Werkstoff, nämlich glasfaserverstärktem Polyester gefertigt - ursprünglich war es als Skihütte für abgelegene Wintersportorte in Finnland gedacht, ein Unterschlupf in unwegsamem Gelände. Lastenhubschrauber brachten die Einzelteile dorthin, wo das Ufo stehen sollte. Es gibt Werbefilme für das Haus aus den späten Sechzigerjahren, in denen Menschen in seinem Innern Cocktails trinken und von der Ausklapptreppe direkt auf die Piste gleiten. Doch dem Futuro erging es wie vielen Utopien: Es scheiterte an der echten, ganz nahen Zukunft. Suuronen hatte zwar Lizenzen für den Bau in alle Welt verkauft, aber als es gerade richtig losgehen sollte, kam die Ölkrise von 1973. Der Preis von Kunststoff verdreifachte sich und machte das Futuro, gedacht als Ferienhäuschen für jedermann, zur unerschwinglichen Luxushütte. In München ist es jetzt zurück, wie ein Besucher aus einer anderen Zeit, die mit Optimismus in die Zukunft sah.

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