Wer derzeit in London oder Paris unterwegs ist, könnte meinen, in einen Bürgerkriegsschauplatz hineingeraten zu sein: Bis an die Zähne bewaffnete Polizisten und Militärs patrouillieren mit Maschinenpistolen an den neuralgischen Punkten der Stadt, vor Sehenswürdigkeiten werden Absperrgitter und Poller errichtet, Sicherheitskontrollen wie an Flughäfen durchgeführt. Ganze Viertel werden zu No-go-Areas erklärt, weil die Sicherheitsbehörden eine erhöhte Terrorgefahr sehen. In Frankreich gilt seit über einem Jahr der Ausnahmezustand, in Großbritannien will Premierministerin Theresa May die Sicherheitsgesetze verschärfen. Merkwürdigerweise ist in der Diskussion um die marodierenden und plündernden Gewalttäter beim G-20-Gipfel völlig untergegangen, dass die Stadt während des mehrtägigen Ausnahmezustands faktisch aufgehört hat zu existieren, indem der öffentliche Raum, dessen Hauptkriterium der freie Zugang ist, sistiert wurde. Der Bürger war der ungebetene Gast einer geschlossenen Gesellschaft.
Architektur:Die überwachte Stadt
Betonbauten wie Bunker, Gesichtserkennung und Überwachungskameras: Die europäische Stadt erinnert immer mehr an ein Kriegsgebiet und bekämpft damit das, wofür sie steht: Offenheit.
Von Adrian Lobe
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