Ein Primatenforscher, der Leipziger Max-Planck-Direktor Michael Tomasello, lässt auf seine frühere "Naturgeschichte des menschlichen Denkens" (2014) eine "Naturgeschichte der menschlichen Moral" folgen. Als Biologe fügt er sich dem Denkrahmen von Charles Darwin und glaubt, nicht die Konkurrenz unter den Menschen, wohl aber die Kooperation bedürfe der Erklärung. Folgerichtig ist ihm Kants Gedanke der ungeselligen Geselligkeit fremd. Stattdessen sucht er zu zeigen, dass wegen neuer Umweltbedingungen für die Menschen die Kooperation notwendig wird und dass es zu deren Stabilität die Moral braucht. Das teils durch empirische Forschung, teils durch eine spekulative Vorstellungskraft gestützte Werk könnte daher auch den Titel tragen "Eine Naturgeschichte der menschlichen Kooperation".
Anthropologie:Wir ist mehr als ich
Woher nur kommt die Moral? Der Anthropologe Michael Tomasello findet die Antwort in der Naturgeschichte. Er zeigt, wie aus dem Mitgefühl der Frühmenschen schließlich die moderne Gerechtigkeitsmoral wurde.
Von Otfried Höffe
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