"Anna Karenina" von Christian Spuck:Auf der Stelle treten im Walzerschritt

Anna Karenina

Anna Karenina (Ksenia Ryzhkova) mit Sohn und Eisenbahn.

(Foto: Bayrisches Staatsballett)

Das Bayerische Staatsballett tanzt "Anna Karenina" als deutsche Erstaufführung. Leider gerät die Vielschichtigkeit der Romanfiguren eindimensional.

Von Eva-Elisabeth Fischer

Sie formieren sich, donnerndes Zuggeratter im Rücken, zu einem düsteren Tableau. Damen und Herren in Schwarz, die Oblonskis, die Karenins, die Lewins und die Wronskis, fein säuberlich geordnet nach Familien, bilden die Trauergesellschaft für die Einzige, die Wichtigste, die in diesem Gruppenbild natürlich fehlt - für Anna Karenina, die sich soeben vor den Zug geworfen hat, geächtet von der feinen Gesellschaft St. Petersburgs, geächtet wegen ihrer außerehelichen Liebe zum leichtlebigen Grafen Wronski. Rechts und links rahmen ein paar Birkenstämme die taubstarre Versammlung am Todes-Ort. Wahrzunehmen ist der schüttere Pomp funèbre als Signet eines wie bei Tschechows Dramen melancholisch dekorierten alten Russlands am Rande des Verschwindens.

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