Anita Sarko:Urmutter der DJanes ist tot

Anita Sarko

Zuletzt spielte Anita Sarko in der Mode eine wichtige Rolle, weil sie für wichtige Schauen musikalische Feuerwerke inszenierte.

(Foto: picture alliance / AP / Bildbearbeitung SZ.de)

Anita Sarko mixte als Erste Hip-Hop mit britischem Postpunk und verschaffte Madonna ihre ersten Auftritte. Ihr Tod erinnert die Protagonisten des Superstarjahrzehnts jäh an ihre Sterblichkeit.

Von Andrian Kreye

Es war sicher eine Pionierleistung, dass Anita Sarko, deren Tod diese Woche bekannt wurde, lange die erste und einzige Frau unter den großen New Yorker DJs war. Als sie Anfang der Achtzigerjahre im Mudd Club und in der Danceteria auflegte, veränderten immerhin Larry Levan und Frankie Knuckles die Tanzmusik für immer. Aber es wäre zu wenig, sie auf die Rolle als Urmutter der DJanes zu reduzieren.

Es waren vor allem ihre ungezügelte Neugier und ihr Geschick, zusammenhanglose Stile in einen Fluss zu mischen, mit denen sie hinter den Kulissen die Musikgeschichte prägte.

Sie war die Erste, die so exotische Genres wie Hip-Hop, Afropop und britischen Postpunk in hippen Downtown-Clubs spielte. Und wenn man genau hinhört, kann man die Spuren ihrer Sets auf die Platten ihrer Stammgäste verfolgen, zu denen unter anderen David Byrne, Debbie Harry und David Bowie gehörten.

Die Hits produzierten andere

Weil das Nachtleben aber nach seinen eigenen chaotischen Gesetzen funktioniert, blieb ihr selbst von ihren Pionierleistungen nur wenig. Man weiß zwar heute noch, dass sie bei ihren "No Entiende"-Abenden Karaoke nach Amerika brachte (das der Komiker Thomas Hermanns dann dort entdeckte und wiederum nach Deutschland importierte). Aber die Tatsache, dass Madonna, die Beastie Boys und Karen Finley dort ihre ersten Auftritte hatten, nutzte ihr nicht viel. Die Hits produzierten andere mit ihnen.

Als mit den Achtzigern auch die Ära der Downtown Clubs zu Ende ging, spielte sie in der Mode eine wichtige Rolle, weil sie für die Schauen von Marc Jacobs, Thierry Mugler und Vivienne Westwood musikalische Feuerwerke inszenierte.

In New York kam die Nachricht von ihrem Tod überraschend und erinnerte die Protagonisten des Superstarjahrzehnts jäh an ihre Sterblichkeit. Sarko wurde 68 Jahre alt.

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