Von großer Trauer beim Magazin Neon las man vergangene Woche, es fielen Begriffe aus der klinischen Psychiatrie - und Sie wussten nicht, warum? Wir sagen Ihnen, was Sie wissen müssen über: Borderline-Journalismus.
Was ist das?
Der Borderline-Journalismus lehnt sich semantisch an eine Krankheit, zu deren Symptomen neben der Neigung zu Selbstverletzungen auch eine dissoziative Persönlichkeit gehört, bei der sich das Ich in mehrere Persönlichkeiten spaltet. Die Bezeichnung Borderline (deutsch: Grenzlinie, grenzwertig) bezeichnet eine Krankheit im Grenzbereich zwischen den neurotischen und psychotischen Störungen.
Grenzwertig ist auch der Borderline-Journalismus - auch wenn Tom Kummer den Begriff eher als Schönsprechung seiner gefälschten und dem SZ-Magazin verkauften Interviews verwendete. Die Grenzen, so meinte er, zwischen Fiktion und Realität seien nun mal fließend - und deklarierte seine Grenzüberschreitungen gleich zur Kunstform. Dass das schon im Jahr 2000 auf wenig Gegenliebe stieß, hielt den Neon-Autor Ingo Mocek nicht davon ab, anstatt stundenlang mit Beyoncé Knowles zusammenzusitzen, sich die Antworten doch auch einfach selber auszudenken.
Texte: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/bgr Bild: Dorian Gray betrachtet sein ihm fremd gewordenes Ich auf einem Gemälde/ Verleih