Angeben für Anfänger:Morgen ein König

Die FDP steckt in der Krise, auf dem Dreikönigstreffen will Guido Westerwelle nun die große Wende schaffen. Was man dazu sagt? Und womit man sich bei den Liberalen lächerlich macht? Lernen Sie mitzureden über: die FDP.

Katharina Riehl

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Westerwelle

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Die Liberalen stecken in der Krise, auf dem Dreikönigstreffen will Guido Westerwelle nun die große Wende schaffen. Was man dazu sagt? Lernen Sie mitzureden über: die FDP.

Was ist das?

Die FDP ist eine politische Partei in Deutschland, das Kürzel steht für Freie Demokratische Partei. Man nennt die FDP auch "die Liberalen", weil sie sich für weniger staatliche Kontrolle der Menschen und der Wirtschaft einsetzen. Es gibt die FDP, die früher mal F.D.P. hieß, seit 1948.

Im Vergleich zu den (ehemaligen) Volksparteien CDU/CSU und SPD zählten die Liberalen zu den kleinen Parteien, die in Regierungskoalitionen (sowohl mit der Union als auch mit den Sozialdemokraten) daher auch stets die Rolle des kleinen Bruders bzw. Königsbruders einnahmen.

Seit ein paar Monaten nun steckt die FDP in einer mittelschweren Krise, die Umfragewerte sind im Keller, die Prognosen für die kommenden Landtagswahlen könnten besser sein. Besonders unter Beschuss steht Guido Westerwelle, Vorsitzender der FDP und Bundesaußenminister (ein Amt, das Umfragewerten bisher meist eher geholfen hat), den viele FDP-Mitglieder für den Schwund verantwortlich machen. Beim jährlichen Dreikönigstreffen seiner Partei hat er nun die Chance, das Ruder herumzureißen - wenn er das Richtige sagt. Doch nicht nur am Rednerpult kann man sich mit unüberlegten Bemerkungen schnell selbst diskreditieren, auch im Publikum muss man aufpassen, was man sagt.

Für Ihren Ausflug nach Stuttgart zum Dreikönigstreffen hier ein paar notwendige Hinweise.

Text und Bildauswahl: Katharina Riehl/sueddeutsche.de/kelm/bön

Vor allem kleinere Hotels nutzen das Steuergeschenk

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So machen Sie sich lächerlich:

Womit Sie beim Dreikönigstreffen mit Sicherheit negativ auffallen, sind unqualifizierte Fragen, mit denen Sie ihre politische Ahnungslosigkeit zur Schau stellen.

So eine überflüssige Frage ist zum Beispiel, was denn nun eigentlich aus den von der FDP bei der Wahl versprochenen Steuersenkungen gewordenen sei. Gehen Sie fest davon aus, dass der große Vorsitzende hierfür noch immer auf den idealen Zeitpunkt wartet und seine Wähler in angemessener Zeit darüber informieren wird.

Noch lächerlicher machen Sie sich mit einer Anmerkung zu den Mehrwertsteuersenkungen für Hotelübernachtungen. Sie dürfen annehmen, dass die FDP diese Entscheidung wohl durchdacht hat und nichts als der gesunde Menschenverstand die Entscheidung beeinflusst hat. Und seien Sie vorsichtig mit der Verwendung des korrekten Vokabulars: Was Sie meinen, nennt sich nicht "Klientelpolitik", der richtige Ausdruck lautet "Förderung des Wirtschaftswachstums".

Umfrage: FDP legt zu und verwirklicht 'Projekt 18'

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So schinden Sie Eindruck:

Teilen Sie den Optimismus der Partei, bei der sie gerade zu Gast sind. Bestes Vorbild im Herbeireden positiver Entwicklungen ist schließlich der Parteichef. Der schrieb sich im Bundtagswahlkampf 2002 die Zahl 18 nicht nur auf die Fahnen, sondern auch auf Schuhsohlen, Kaffeetassen und sonstige Gebrauchsgegenstände. Die FDP erreichte damals 7,2 Prozent.

Eindruck machen Sie demnach am ehesten, indem Sie sich und der Partei große Ziele stecken. Sprechen Sie also davon, dass die FDP jetzt bald eine Volkspartei werden wird, die Grünen haben das ja schließlich auch geschafft. Guido wird dann natürlich Bundeskanzler.

Seien Sie auf keinen Fall zu zurückhaltend. Wer Wähler gewinnen will, darf keine Verprechungen scheuen. Die FDP wird, das können Sie guten Gewissens ankündigen, die Weltwirtschaft in Schwung bringen, die Kriminalität halbieren, den  Nahostkonflikt beenden und im Sommer für ordentliches Wetter sorgen.

Details fuer Prechts ZDF-Sendung noch unklar

Quelle: ddp

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Zitieren Sie:

Einen jungen Mann, der sich mit Krisen und Selbstfindung wahrscheinlich gut auskennt, sicher aber viel Geld damit verdient. Zitieren Sie den Schriftsteller Richard David Precht:

"In dieser Krisensituation von Steuersenkung zu reden, das wäre so, als würde man auf der Titanic die Liegestühle neu dekorieren."

Einen erholsamen Dreikönigstag!

© sueddeutsche.de/kar/hai/bön
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