Alte Kunst:Vergangene Größe

In einer ungewöhnlich dramatischen Ausstellung rekonstruiert die Galleria dell'Accademia in Venedig zum 200. Geburtstag das künstlerische Geschehen ihrer Gründungsphase.

Von Thomas Steinfeld

Im Herbst des Jahres 1797, wenige Monate nachdem französische Truppen kampflos in Venedig eingezogen waren, ließ Napoleon Bonaparte einige Hundert der wertvollsten Kunstschätze der Stadt abräumen und nach Paris bringen. Darunter waren die vier bronzenen Pferde, die über dem Portal von San Marco nach Westen reiten, sowie der geflügelte Löwe, das Hoheitszeichen der Stadt, der auf einer Säule auf der Piazzetta steht und einst die ankommenden Schiffe empfing. Ob und wie sich die lange Zeit neutrale Republik der französischen Armee hätte widersetzen können, war zu jener Zeit umstritten und ist es unter Historikern immer noch. Die Selbstauflösung des Großen Rats und die Abdankung des Dogen hingegen wurden zum letztgültigen Ausdruck eines Niedergangs, der sich während der folgenden Jahre immer deutlicher manifestierte - wobei die Österreicher, denen die Stadt bis 1805 überlassen worden war und die dann ab 1814 über große Teile Nordost-Italiens herrschten, aus politischen Gründen das Gerücht beförderten, sie hätten ein völlig marodes Staatsgebilde übernommen.

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