Aleppo in Syrien:Vom Weltkulturerbe zum Schlachtfeld

Minarett der Omaijaden-Moschee in Aleppo

Aleppo: Das Minarett der Omaijaden-Moschee aus dem 11. Jahrhundert liegt in Trümmern.

(Foto: AFP)

Aleppo ist eine der ältesten Städte der Welt, seit 8000 Jahren leben hier Menschen. Doch aus dem Weltkulturerbe ist ein Schlachtfeld geworden. Über Jahrhunderte hielt das Minarett der Omaijaden-Moschee in der Altstadt jeder Zerstörungswut stand - jetzt liegt es in Trümmern.

Von Tomas Avenarius

Das Minarett der Omaijaden-Moschee im syrischen Aleppo liegt in Trümmern. Assadisten und Dschihadisten bezichtigen sich gegenseitig, den Turm des alten Gebetshauses zerstört zu haben. Glauben kann man niemandem, und wer immer daran Schuld trägt, ist fast schon gleichgültig: In Syrien sind bisher mehr als 70.000 Menschen im Bürgerkrieg gestorben. Eines der an Kulturgütern reichsten Länder im Nahen Osten wird gerade völlig zerstört.

Betroffen ist nicht nur das Omaijaden-Minarett, sondern auch die gesamte Altstadt, die Zitadelle von Aleppo, die Moschee selbst. Die sinnlose Zerstörung des eigenen Landes durch Syrer, egal welcher Kriegspartei sie angehören, trifft die alte Handelsstadt im Norden besonders hart. In Aleppo konzentrieren sich die Kämpfe seit Monaten: Die Stadt, immerhin Weltkulturerbe, ist zum Schlachtfeld geworden.

Halab, wie die Araber den Ort nennen, gilt als eine der ältesten Städte der Welt; sie soll seit etwa 8000 Jahren besiedelt sein. Hethiter, Römer, Perser, Araber, Kreuzritter, Byzantiner, Mongolen, Osmanen - die Stadt ist oft genug erobert, zerstört und immer wieder aufgebaut worden. Auch die Omaijaden-Moschee aus dem 8. Jahrhundert - der sechste Kalif der Omaijaden, Al-Walid I., ließ sie wie auch die gleichnamige Moschee in Damaskus errichten - hatte im Laufe der Geschichte immer wieder Schaden genommen. Einzig das freistehende Minarett aus dem 11. Jahrhundert hatte aller Zerstörungswut bislang widerstanden. Jetzt ist es gefallen - vernichtet von syrischen Bürgern oder, vielleicht doch, von ausländischen Gotteskriegern.

Das jedenfalls behauptet das Assad-Regime. Aber behauptet wird viel, weniges stimmt. Die Einwohner von Aleppo sind Geschäftsleute und Händler. Sie wissen, dass die historische Altstadt mehr ist als ihr täglicher Lebensraum. Sie war Touristenmagnet und Anknüpfungspunkt an die Welt. Wenn der Bürgerkrieg vorüber ist, wird sie es wieder sein.

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