Peter Alexander ist tot:Die Mensch gewordene heile Welt

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In den goldenen fünfziger Jahren war ein Österreicher der größte Filmstar der Bundesrepublik: Peter Alexander brachte Heimat, Freude und Idylle in deutsche Wohnzimmer. Nun ist er im Alter von 84 Jahren verstorben.

Er habe sein Publikum gewonnen durch Bescheidenheit, Zurückhaltung, sogar Schüchternheit, sagte der Schauspieler Ernst Stankovski einst über Peter Alexander. Und er glaube nicht einmal, dass es eine Masche war.

Sänger, Schauspieler, Frauenschwarm: Peter Alexander passte so gut wie keiner ins Fernsehen der noch kriegsgebeutelten Republik. Nun ist er verstorben. (Foto: dpa)

Letztlich, wer weiß es schon. Die Rolle, die Peter Alexander spielte, er spielte sie konsequent. Er war der in sich zurückgezogene Heimatfreund, an der Stille und schönen Natur erfreut, er war der Mann eines deutschen Fernsehidylls. "Unterhaltung kommt einfach ohne heile Welt nicht aus, ich fühle mich von meinem Wesen her, von meiner Begabung und meiner Mentalität eben mehr zur heilen Welt hingezogen", sagte er einmal.

Am 30. Juni 1926 wurde Peter Alexander unter dem Namen Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer als Sohn eines Bankrats in Wien geboren. Schon als Junge sang er gern und viel, mit 15 brachte er sich selbst das Klavierspielen bei, 1944 dann wurde er eingezogen. 1945 geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, in den Lagern versuchte er sich in Laiengruppen erstmals als Schauspieler und Sänger.

Nach seiner Entlassung begann Peter Alexander eine Ausbildung am berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien, gleich im Anschluss bekam er 1948 sein erstes Engagement - am Wiener Burgtheater. Es sollten noch einige andere Bühnen folgen - seine ganz große Karriere begann er aber erst auf dem Bildschirm.

In den sogenannten goldenen fünfziger Jahren in Deutschland, der Zeit nach dem großen Krieg, der Zeit unter Bundeskanzler Konrad Adenauer, als die allgegenwärtige Lebensfreude oberstes Gebot in der Fernsehunterhaltung war, wurde Peter Alexander schnell zum Inbegriff des geliebten Heimatschauspielers. Im Weißen Rössl (1969), Saison in Salzburg (1961), Charley's Tante (1963), Schwejks Flegeljahre (1963) und Das Liebeskarussell (1965) waren echte Straßenfeger.

Peter Alexander machte den operettenhaften Film in Deutschland groß - Filme also, in denen die Figuren ihre Gefühlen mit gesanglichen Einlagen zum Ausdruck bringen. Das Genre passte perfekt in eine Zeit, in der das Pubilikum sich nach wohlfühliger Unterhaltung sehnte, nach harmonischen Geschichten aus den schönen Landschaften Deutschlands und Österreichs. Und, auch das darf man hier nicht vergessen: Die Frauen liebten Peter Alexander.

Auch außerhalb seiner Filme hat ihn das Fernsehen immer gemocht, schon 1952 trat er in Österreich erstmals als Quizmaster auf, bald gehörte er zu den gefragtesten deutschen Entertainern. Er war insgesamt rund 600 Mal im Fernsehen zu sehen. 1969 gab ihm das deutsche Fernsehen seine erste eigene Sendung: Im ZDF moderierte er drei Jahre lang Peter Alexander serviert Spezialitäten. Seine Shows wurden vor allem auch für Alexanders Begabung zur Parodie berühmt - es gelang ihm oft, Schauspieler und Politiker perfekt zu imitieren. Ende der 80er Jahre moderierte er dann zum ersten Mal die Peter-Alexander-Show.

Auch als Sänger machte er Karriere - die hatte er einst in Verehrung für Frank Sinatra eingeschlagen und sich Gesang selbst beigebracht. Bereits die erste Schallplatte "Das machen nur die Beine von Dolores" wurde 1951 zum Erfolg. Von "Die kleine Kneipe" bis "Der Papa wird's schon richten": Peter Alexander sang Lieder, die Schlagerklassiker wurden. Seine letzte Platte "Verliebte Jahre" produzierte 1991 Dieter Bohlen. Bis zu seiner letzten Tour im selben Jahr war der Künstler neben Udo Jürgens der erfolgreichste Tourneekünstler im gesamten deutschen Sprachraum, besonders jedoch in Deutschland.

Trotz seines großen Erfolges blieb Peter Alexander bescheiden. Der liebe Gott habe ihm "ein paar Talente gegeben", meinte er einmal, aber "am meisten muss ich mich bei meinem Publikum bedanken". In einem Spiegel-Interview äußerte er 1971: "Man fragt sich, warum so schreckliche Dinge in der Welt passieren können, wenn es solche netten Leute gibt."

Manche Kollegen sagen, Peter Alexander habe das Zeug zum Weltstar gehabt - doch er wollte nicht. Als seine Frau, die gleichzeitig seine Managerin war, Verträge für die USA machte, wurde er krank und war glücklich, in seiner heilen Wiener Welt bleiben zu können. Die sollte ihm jedoch durch einige herbe Schicksalsschläge zerstört werden.

Nach dem Tod seiner Frau Hilde 2003 - kurz nach der Goldenen Hochzeit - zeigte er sich nicht mehr in der Öffentlichkeit. In einem Film zu seinem 80. Geburtstag trat er nicht selbst auf, er ließ sich von seiner Tochter Susanne vertreten. Mit Susannes Tod bei einem Autounfall in Thailand im Jahr 2009 erlebte Alexander einen weiteren Schicksalsschlag. Sein Sohn Michael und die zwei Enkelkinder konnten den Entertainer über diese Verluste nicht hinwegtrösten - er lebte zurückgezogen auf seinem Landsitz am Wörthersee.

An diesem Samstag ist "Peter der Große", wie seine Fans ihn liebevoll nannten, im Alter von 84 Jahren gestorben.

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