Verlagsgründer:Wolf Jobst Siedler ist tot

Wolf Jobst Siedler, 1996

Der Verleger Wolf Jobst Siedler im Jahr 1996.

(Foto: DPA)

Nach langer Krankheit ist der Verleger Wolf Jobst Siedler mit 87 Jahren gestorben. Er leitete die Verlage Ullstein und Propyläen, arbeite als Journalist und gründete den Siedler Verlag. Unter seiner Leitung erschienen internationale Bestseller wie die Hitler-Biografie von Joachim Fest und die "Möwe Jonathan".

Der Verleger und Publizist Wolf Jobst Siedler ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 87 Jahren, wie sein Sohn Wolf Jobst Siedler junior bekannt gab.

Siedler gehörte zu den bedeutendsten und prägendsten Verlegerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit in Deutschland. Er leitete fast 20 Jahre lang die Verlage Ullstein und Propyläen sowie von 1980 bis 1998 den von ihm zusammen mit Jochen Severin gegründeten Siedler Verlag, der inzwischen nach München umgezogen ist.

Bei Propyläen erschienen internationale Bestseller wie die Hitler-Biografie des Publizisten Joachim Fest sowie die Tagebücher von Hitlers Baumeister und Rüstungsminister Albert Speer. Als Klassiker auf dem Gebiet der modernen Architektur gilt Siedlers Buch "Die gemordete Stadt" von 1964 über Bausünden im westlichen Nachkriegs-Berlin. Das ökonomisch erfolgreichste Buch seiner Verlegerkarriere war allerdings die 1972 erschienene "Möwe Jonathan" von Richard Bach.

Im Krieg wegen "Wehrkraftzersetzung" verurteilt

Im Siedler Verlag erschienen auch die Gesamtausgabe des Nachlasses von Konrad Adenauer in zehn Bänden sowie die Memoiren von Michail Gorbatschow, Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß.

Von 1955 bis 1963 leitete Siedler das Feuilleton des Berliner Tagesspiegel. Auch kulturpolitisch war die Stimme des Publizisten von Gewicht, so dass er auch immer wieder als Berliner Kultursenator im Gespräch war - Siedler lehnte eine solche Berufung jedoch stets ab. Im Jahre 2000 und 2004 erschienen die beiden Bände seiner Memoiren.

Der gebürtige Berliner war 1943 als Marinehelfer zum Kriegsdienst eingezogen worden. Nach abfälligen Bemerkungen über den NS-Staat wurde er wegen "Wehrkraftzersetzung" zuerst ins Zuchthaus gesteckt, anschließen kam er zur "Bewährung" an die italienische Front.

Nach dem Krieg begann Siedler seine Verlegerkarriere. Nun sei er "nach langer Krankheit friedlich im Kreis seiner Familie eingeschlafen", erklärte sein Sohn.

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