Sarrazin und die Gene:Das Geheimnis der jüdischen Intelligenz

Eigentlich ist die Deutsche Bahn schuld: Sarrazin durfte nicht die ganze Wahrheit verraten, wie der niederländisch-jüdische Schriftsteller Leon de Winter zufällig persönlich weiß.

von Leon de Winter

Im Frühjahr 2005, man hatte mich zu einem Vortrag in die Berliner DZ Bank am Pariser Platz eingeladen, wurde ich dem damaligen Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin vorgestellt. Ich habe mich kurz mit ihm unterhalten - worüber, weiß ich nicht mehr genau. Aber ich erinnere mich, dass er einen sympathischen, wenn auch etwas distanzierten, steifen Eindruck auf mich machte.

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Leon de Winter, 56, ist niederländischer Schriftsteller und Filmemacher. Zu seinen Romanen gehören "Das Recht auf Rückkehr" und "Der Himmel über Hollywood". Nach den Anschlägen des 11. September 2001 machte er durch scharfe islamkritische Texte von sich reden.

(Foto: AFP)

Für einen Politiker erschien er mir erstaunlich belesen, er streute Buchtitel und Autorennamen ein, die mir fast alle unbekannt waren. Ich glaube nicht, dass er sich damit brüsten wollte. Sarrazin ist, wie er ist - in Amerika sagt man da: What you see is what you get. Ein Mann aus einer vergangenen Zeit, ein aristokratischer Deutscher mit beeindruckendem intellektuellen Rüstzeug und ganz eigenen Umgangsformen. Höflich, aber auch strikt und deutlich, um nicht zu sagen, brüsk.

Zwei Wochen später begegnete ich ihm erneut, zufällig, im Zug von Berlin nach Hamburg. Der Platzreservierungscomputer der DB hatte uns einander gegenübergesetzt. Ein Zufall, der lange nachwirken sollte, wie sich jetzt zeigt.

Wenige Monate davor war in Amsterdam Theo van Gogh ermordet worden. Ich hatte in der deutschen Presse ausführlich darüber geschrieben, und Dr. Sarrazin waren meine Beiträge nicht entgangen. Unser Gespräch kam auf die Einwanderung von Nordafrikanern und Türken aus Regionen, die seit vielen Jahrhunderten einer toleranten und akademischen Tradition entbehrten. Ich erzählte von einer amerikanischen Untersuchung, von der ich gelesen hatte - sie sollte einige Jahre später, 2009, in eine umstrittene Buchveröffentlichung münden: The 10.000 Year Explosion von Gregory Cochran und Henry Harpending, beide Anthropologen, der eine dazu Physiker, der andere Humangenetiker.

Hier ein Auszug aus dem Klappentext: "In dieser überwältigend originellen Darstellung unserer Evolutionsgeschichte verwerfen die Topwissenschaftler Gregory Cochran und Henry Harpending konventionelle Überzeugungen und zeigen auf, dass der Mensch in wesentlich jüngerer Zeit einen Sturm der genetischen Veränderung durchgemacht hat. Tatsächlich, so ihre These, beschleunigte sich die menschliche Evolution seit dem Beginn der Zivilisation, und diese fortwährenden Veränderungen haben in der Geschichte der Menschheit eine zentrale Rolle gespielt. Sie behaupten, die Biologie erkläre die Ausbreitung der Indoeuropäer, die Eroberung Amerikas durch die Europäer und den Aufstieg der europäischen Juden zu intellektueller Prominenz. Der Schlüssel für jedes dieser Beispiele heißt 'neuere genetische Veränderung': die Milchzuckertoleranz Erwachsener, die den frühen Indoeuropäern neue Lebensweisen ermöglichte, die erhöhte Resistenz gegen Krankheiten unter den europäischen Siedlern in Amerika genauso erklärt wie neue Mutationen neurologischer Gene unter europäischen Juden." So weit der Text auf dem Buchdeckel.

Jahre nach der Begegnung mit Sarrazin habe ich das Buch gelesen und war insbesondere von Kapitel 27 fasziniert: "Evolution im Mittelalter: Wie die aschkenasischen Juden zu ihrem Intellekt kamen". Darin legen Cochran und Harpending dar, wie soziokulturelle Umstände, namentlich die Tatsache, dass den Juden im Europa des frühen Mittelalters der Zugang zu den meisten Handwerkszünften verwehrt war, die Konzentration auf ihre intellektuellen Fähigkeiten stimuliert habe.

Da die Juden in hohem Maße innerhalb der eigenen Gruppe heirateten, sei es zu einem natürlichen Selektionsprozess gekommen, der zu einem Anstieg der intellektuellen Leistungen führte. Bei Intelligenztests schnitten aschkenasische Juden im Durchschnitt zehn Punkte über dem Mittelwert von 100 ab. Doch die Intelligenz-Gene hätten auch eine Kehrseite: Erbkrankheiten wie das Tay-Sachs-Syndrom sowie einige Formen von Brustkrebs bei Frauen kämen in der Gruppe der aschkenasischen Juden gehäuft vor.

Auf all diese Themen kamen Sarrazin und ich während unserer gemeinsamen Bahnfahrt zu sprechen. Auch auf mögliche umgekehrte Entwicklungen gegenüber den genetischen Veränderungen, die die Juden im Mittelalter ihren Überlebensstrategien verdankten: Wie verhielt es sich mit Ethnien, denen sehr lange intellektuelle Anreize vorenthalten werden und deren Überleben schon jahrhundertelang von Konformismus, Machismus, Aggression und kulturellem und wissenschaftlichem Stillstand geprägt ist? Wie verhält es sich mit Menschen in Anatolien, die seit Jahrtausenden Analphabeten sind?

Lesen Sie weiter auf Seite 2, woran Sarrazin besonders interessiert war.

Gibt es auch dumme Juden?

Wir waren uns darüber einig, dass eine Untersuchung der Intelligenz ethnischer Gruppen heutzutage absolut tabu ist, und das nicht ohne Grund. Eine Untersuchung des Intellekts von Juden ist gesellschaftlich vertretbar, weil es darum geht, einer positiven Eigenschaft, nämlich der Intelligenz, auf den Grund zu gehen. Aber eine Untersuchung, die der Dummheit einer ethnischen Gruppe auf den Zahn fühlt, ist vollkommen inakzeptabel.

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Gene? Alles Quatsch. Es liegt natürlich am Hering. Genauer: an der Heringsgräte.

(Foto: ddp)

Wir lehnen es ab, mögliche Unterschiede zwischen Rassen und Ethnien festzustellen - wir sind als Menschen alle gleich und gleichwertig, so die herrschende Auffassung. Ich finde nach wie vor, dass wir es dabei belassen sollten, obwohl offensichtlich ist, dass es an US-amerikanischen Universitäten von Asiaten und Juden wimmeln würde, wenn es keine zielgerichtete Zulassungspolitik auf Grundlage der "Diversität" gäbe. Na gut. Nur nicht zu viel darüber nachdenken. Mir soll's recht sein.

Dr. Sarrazin fragte mich dann, ob mir auch dumme Juden bekannt seien. Mehr als genug, antwortete ich. "Das heißt also, diese amerikanische Untersuchung lässt die dummen Juden außer Betracht?", fragte Sarrazin.

Wie gesagt, das Buch von Cochran und Harpending war damals noch nicht erschienen, ich hatte nur irgendwo einen Artikel darüber gelesen. Ich wusste aber schon, dass die Studie umstritten war.

"Ich kenne so viele dumme Juden, dass ich bezweifle, dass diese amerikanischen Forscher recht haben", antwortete ich.

"Und dennoch sind Juden klug", sagte er. "Klüger als Nichtjuden. Warum? Die Juden sind ein kleines Volk, aber sie haben fast ein Viertel aller Nobelpreise bekommen. Wie ist das zu erklären?"

Mir wurde etwas unbehaglich bei diesen Fragen. Ich kannte nämlich die Antwort, die Juden aber streng vor der Außenwelt geheim halten. Sarrazin bohrte weiter, über den Tisch des Erste-Klasse-Wagens der DB gebeugt, Versessenheit im Blick.

Nach einigen Minuten gab ich nach, vorsichtig, zögernd: "Wer sagt mir, dass Sie mit dem, was ich Ihnen erzähle, nicht sofort an die Öffentlichkeit gehen? Es handelt sich um ein altes Geheimnis, Herr Sarrazin."

Er zog ein Blatt Papier aus seiner Aktentasche und schrieb mit einem wertvollen Montblanc-Füllfederhalter darauf: "Der Unterzeichnende, Thilo Sarrazin, erklärt, dass er nichts von dem, was ihm Herr Leon de Winter am 21. April 2005 erzählt hat, öffentlich machen wird. Bei jeder Zuwiderhandlung ist ein Bußgeld von einer Million Euro zu zahlen." Er schrieb das Datum darunter und unterzeichnete. Ich auch. Ich habe das Dokument in meinem Besitz.

"Gut", sagte Sarrazin, "jetzt erzählen Sie, warum seid Ihr Juden so viel klüger als unsereins? Ist das genetisch bedingt? Liegt es am koscheren Essen? Was ist das Geheimnis Eures Intellekts?"

Ich deutete auf das unterzeichnete Papier: "Sie haben sich zur Geheimhaltung verpflichtet." Sarrazin nickte: "Das bleibt unter uns. Mein Versprechen nicht einzuhalten, käme mich viel zu teuer. Sie glauben nicht an die These der amerikanischen Forscher von der genetischen Veränderung?"

Ich schüttelte den Kopf: "Nein. Ich kenne die Wahrheit. Ich bin selbst Jude, wie Sie wissen, und daher weiß ich, dass wir untereinander eine ganz andere Erklärung für das große Rätsel unseres jüdischen Intellekts haben."

Lesen Sie weiter auf Seite 3, wie viel Sarrazin das Geheimnis wert war.

Verschenken geht nicht

"Wie lautet sie denn? Was können wir daraus lernen? Lässt sich das übertragen? Sagen Sie es mir, bitte", flehte er inständig.

Ich schluckte: "Ich kann das nicht so einfach erzählen. Ich muss - ich muss Sie erst etwas fragen."

"Fragen Sie mich, was Sie wollen."

"Wenn Sie einem Juden begegnen, was riechen Sie dann?", fragte ich.

Die Frage brachte ihn sichtlich in Verlegenheit. Nach einigen Sekunden erwiderte er: "Ich weiß nicht, ob ich darauf antworten sollte."

"Seien Sie ehrlich", sagte ich. "Ich kann die Wahrheit ertragen."

"Fisch", antwortete Sarrazin daraufhin. "Hering. Juden riechen nach Hering, wenn man dicht neben ihnen steht."

"Genau", bestätigte ich. "Hering. Unsere Intelligenz hat nichts mit Genen zu tun. Und nichts mit Hühnersuppe."

Ich öffnete mein Sakko und zog ein Plastiktütchen aus der Innentasche. Das hielt ich ihm hin.

"Eine Fischgräte", sagte Sarrazin.

"Von einem Hering", konkretisierte ich. "Wir Juden haben immer eine Heringsgräte bei uns. Hering schmeckt nicht nur gut, am besten mit rohen Zwiebeln, damit der starke Fischgeruch von einem anderen starken Geruch übertönt wird, sondern es steigert auch die Hirnfunktion um den Faktor hundert, wenn man eine Heringsgräte bei sich trägt. Das tun wir seit Jahrhunderten. Seit wir von den Römern aus unserem Königreich vertrieben wurden und uns in Europa angesiedelt haben."

Sarrazin starrte mich an, ausdruckslos, ohne eine Miene zu verziehen.

"Kann ich diese Heringsgräte von Ihnen haben?"

Ich schüttelte den Kopf: "Nein, das verstößt gegen alle Prinzipien. Verschenken geht nicht. Kein Jude gibt so einfach seine Heringsgräte her. Niemals. Ich könnte höchstens ..." ich zögerte.

"Was?", fragte Dr. Sarrazin.

"Ich könnte sie Ihnen verkaufen", schlug ich leise vor.

Sarrazin nickte, öffnete dann seine Aktentasche und zog ein klassisches Scheckheft hervor. Wieder zückte er seinen Füllfederhalter. Die Feder über dem aufgeschlagenen Scheckbuch, schaute er mich fragend an. "Wie viel?"

"Sie überfallen mich ein bisschen. Ich habe nie über den Preis meiner Heringsgräte nachgedacht", stammelte ich.

"Ich möchte Ihre Heringsgräte kaufen. Sie ist mir einiges wert. Und zur Geheimhaltung habe ich mich doch gerade schon verpflichtet. Was hielten Sie von zehntausend Euro?"

Ich fühlte, wie mein Herz einen Hüpfer machte. Aber ich beherrschte mich.

"Hm, wenn Sie noch eine Null dranhängen ..."

Dr. Sarrazin schrieb auf der Stelle einen Scheck über einhunderttausend Euro aus. Er reichte ihn mir. Ich schob ihm das Plastiktütchen mit der Heringsgräte hin. Er nahm es wie ein kostbares Juwel in die Hand.

"Das ist also das Geheimnis des jüdischen Intellekts", flüsterte er, während er die Heringsgräte geradezu verliebt betrachtete. Doch gleich darauf funkelte er mich an: "Was bin ich doch für ein Idiot", sagte er mit strenger Stimme. "Für hunderttausend Euro hätte ich mir gut fünfzigtausend Heringe kaufen können. Nein hunderttausend. Mitsamt Gräten."

Ich lächelte: "Sie reagieren schnell, Dr. Sarrazin. Die Heringsgräte tut bei Ihnen sofort ihre Wirkung. So schnell ist noch keiner auf jüdisch klug geworden."

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht: "Verdammt, Sie haben recht."

Er reichte mir die Hand.

"Ich bin jetzt so klug wie ein Jude", sagte er stolz und steckte das Plastiktütchen mit der Heringsgräte in seine Innentasche, wo ich sie auch getragen hatte. "Es sind also nicht die Gene, sondern es ist die Heringsgräte."

Ich nickte: "Absolut. Aber bitte kein Wort darüber."

"Ich werde schweigen", beteuerte er.

"Und falls je irgendwer das Thema jüdischer Intellekt anschneiden sollte, sagen Sie einfach: Die Juden haben ein Intelligenz-Gen. Denn wir wollen doch nicht, dass irgendwann womöglich alle Welt eine Heringsgräte bei sich trägt. Da verlieren wir doch unseren Klugheitsvorsprung."

"Ein jüdisches Gen", murmelte Sarrazin schmunzelnd und klopfte sich auf die Brust.

So war das. Man kann mir eine Menge vorwerfen. Oder vielleicht kreidet man es auch dem Reservierungscomputer der DB an, dass wir jetzt mit diesem Skandal um Thilo Sarrazin zu tun haben. Er kann ja nicht mit der Wahrheit um die jüdische Klugheit herausrücken, das hat er mir versprochen. Doch ich biete ihm hiermit die Gelegenheit, die Karten aufzudecken. Er darf die Heringsgräte vorzeigen, die ich ihm verkauft habe.

Was ich ihm nicht erzählt habe, ist, dass diese Heringsgräte speziell präpariert ist, und zwar mit einer Substanz, die nur Juden herstellen können und deren Zusammensetzung nur Juden kennen. Es hat also keinen Sinn, einfach irgendeine Heringsgräte in ein Plastiktütchen zu tun und sie mit sich herumzutragen. Da das Geheimnis nun öffentlich geworden ist, bin ich bereit, jedem Interessenten eine Heringsgräte zum Sonderpreis von fünfzigtausend Euro pro Stück zu verkaufen. Beim Kauf von zehn erhalten Sie eine elfte gratis.

Und achten Sie mal darauf, wenn Sie ganz nah an Sarrazin stehen, werden Sie Hering riechen. Wie bei einem Juden.

Sie fragen sich, was ich mit den Hunderttausend gemacht habe, die ich von Dr. Sarrazin bekam? Das darf ich nicht enthüllen. Aber wenn Sie meinen Porsche Targa 4S sehen, haben Sie eine Ahnung davon.

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers.

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