James Earl Jones gewinnt Ehrenpreis:Oscar für Darth Vader

Er ist die Stimme von Bösewicht Darth Vader, er ist aber auch der Grund, warum die "Sesamstraße" einst auf Sendung gehen durfte: James Earl Jones wurde in diesem Jahr mit dem Ehrenoscar ausgezeichnet. Dabei wollte Jones als kleiner Junge nie wieder sprechen.

Jürgen Schmieder

Er wollte nicht reden. Nie wieder. Als James Earl Jones im Alter von fünf Jahren aus Mississippi zu seinen Großeltern auf eine Farm nach Michigan geschickt wurde, traumatisierte ihn der Umzug derart, dass er zu stottern begann - aus Scham sagte er gar nichts mehr. Acht Jahre lang. Hätte er nicht wieder angefangen zu sprechen, dann hätte Jones niemals diesen legendären Satz sagen dürfen.

James Earl Jones

Späte Ehre: James Earl Jones mit dem Ehrenoscar.

(Foto: AP)

"No, I am your father!" So lautet dieser Satz - und gesagt wird er im Film Star Wars: The Empire Strikes Back. Jones lieh seine rauhe, kräftige Stimme Darth Vader, dem dunklen Lord in der Star-Wars-Reihe, erst durch diese Intonation wird Vader zu einem der beeindruckendsten Bösewichter der Filmgeschichte - und es hätte beinahe niemand mitbekommen, weil Jones nicht wollte, dass sein Name auf den Plakaten auftaucht.

"Als Mercedes McCambridge in Der Exorzist die Stimme des Teufels sprach, war ich immer der Meinung, dass dies nur ein Spezialeffekt sei", sagte Jones einmal, "also dachte ich auch bei Darth Vader: Es ist nur ein Spezialeffekt. Doch dann wurden die Zitate derarkt markant und meine Stimme wurde von den Fans ohnehin identifiziert, also habe ich beim dritten Film gesagt: Okay, macht meinen Namen drauf."

James Earl Jones wird häufig auf seine stimmliche Rolle in Star Wars reduziert, dabei gehört er zu den vielseitigsten und besten Schauspielern Amerikas. In diesem Jahr wurde der 81-Jährige mit der Ehrenoscar der Akademie der Filmschaffenden ausgezeichnet, nicht schlecht für einen, der nie wieder reden wollte. "Ich war ein Stotterer", sagte Jones in einem Interview, "also habe ich im ersten Schuljahr nichts gesagt - und das ging weiter, bis ich auf die Highschool kam."

Sein Englischlehrer Donald Crouch verführte Jones schließlich zum Sprechen: Er entdeckte, dass der schüchterne junge Mann nicht nur gerne Gedichte las, sondern auch sehr gut schreiben konnte, also zwang er Jones, jeden Tag eigene Gedichte vorzulesen. Nach seiner Zeit an der Universität von Michigan begann er, sich als Zimmerer und Handlanger bei verschiedenen Theaterhäusern zu verdingen - bis er 1955 den Othello am Ramsdell Theatre geben durfte.

Sesamstraße und Ehrenoscar

Nach diesem Auftritt wurde Jones zu einem der bekanntesten Schauspieler Amerikas: Am Theater spielte er zumeist in Shakespeare-Stücken, in Filmen gab er quasi jeden Typen: In Conan spielte er den Bösewicht, in The Great White Hope einen Boxer, in Coming to America einen skurrilen König.

James Earl Jones gewinnt Ehrenpreis: In den Star Wars-Filmen lieh James Earl Jones dem Bösewicht Darth Vader seine Stimme.

In den Star Wars-Filmen lieh James Earl Jones dem Bösewicht Darth Vader seine Stimme.

(Foto: AP)

James Earl Jones ist es auch zu verdanken, dass die Sesamstraße einst auf Sendung gehen durfte: Im Jahr 1969 wurden kleine Filme aufgenommen und einem Testpublikum vorgeführt - danach sollte entschieden werden, ob der Sender NET das Format in sein Programm aufnehmen würde. Der Film mit Jones, in dem er glatzköpfig langsam bis zehn zählt, wurde von den Testpersonen begeistert aufgenommen - die "Sesamstraße" bekam einen Sendeplatz.

Preise gewann Jones schon viele, ein Oscar blieb ihm bislang verwehrt. Er gewann 1969 und 1987 den Tony-Award als bester Hauptdarsteller in einem Theaterstück, er wurde 1971 mit dem Golden Globe ausgezeichnet - und er ist bis heute der einzige Schauspieler, der jemals zwei Emmys in einem Jahr gewinnen konnte: Im Jahr 1991 wurde er als bester Hauptdarsteller der Serie Gabriel's Fire und als bester Nebendarsteller im Fernsehfilm Heat Wave prämiert.

1970 war er für seine Interpretation eines Boxers als bester Hauptdarsteller in The Great White Hope nominiert gewesen, als zweiter Afroamerikaner nach Sidney Portier. Den Oscar gewann damals George C. Scott für seine Rolle in Patton.

Nun wurde Jones mit dem Ehrenoscar ausgezeichnet für "sein Vermächtnis andauernder Exzellenz und ungewöhnlicher Vielseitigkeit", so die Begründung. Es passt zu diesem zurückhaltenden Schauspieler, dass er die Trophäe nicht in der Oscarnacht entgegennahm, sondern schon am 12. November vergangenen Jahres im Wyndham's Theatre in London, wo er gerade auf der Bühne stand, um in Driving Miss Daisy mitzuwirken. Zur Oscarnacht im Hollywood and Highland Center erschien er dann doch mit Oscar - nur reden wollte er nicht viel.

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