Konzert:Reise ins Ich

Die Münchner Band "Jamaram" ist ein Zusammenschluss musikalischer Weltbürger. Auf ihrer Tour stellen sie das neue Album "Freedom to Screech" vor

Von Sophie Garbe

Wir konnten uns nie auf eine Richtung einigen", sagt der Bandgitarrist und Sänger Samuel "Samy Danger" Hopf. "Für Reggae-Fans sind wir keine Reggae-Band, für Latin-Fans keine echte Latin-Band. Aber das war uns immer egal." So ist das schon seit der Gründung vor 17 Jahren. Die achtköpfige Band kreiert einen Sound, der vielleicht am ehesten noch Weltmusik ist. Die Wurzeln liegen im Reggae, es finden sich darin aber auch Einflüsse von Hip-Hop, Afrobeat und Latin.

Inspiration für dieses musikalische Potpourri haben sich die acht Musiker auf etlichen Reisen geholt. Auf Einladung des Goethe-Instituts tourten sie durch Kenia und Uganda, spielten Konzerte in Brasilien oder machten eine Reise durch Kolumbien, von der sie erst vor wenigen Wochen zurückkehrten. Dabei geht es den Jungs nicht nur darum, Konzerte zu spielen. Sie besuchen am Ort Schulen oder Gemeindezentren, geben dort Workshops und machen gemeinsam mit den Menschen Musik. Und bei ihren Auftritten in Deutschland werden sie nicht müde, Spenden für Projekte zu sammeln, die ihnen unterwegs begegnet sind.

Jamaram

Vogelwild aus Prinzip: "Jamaram" verschmelzen nicht zufällig so elegant mit ihrem aktuellen Covermotiv.

(Foto: Jamaram)

Man könnte Jamaram wohl leicht als ein paar Hippies mit Instrumenten abstempeln. Die Jungs tragen gerne weite Hosen und Wollmützen, vor Jahren gründeten sie eine gemeinsame Musik-Wohngemeinschaft, in der zusammen gelebt, gefeiert und gejammt wurde, und ein Telefongespräch mit Samy beginnt zunächst mit dessen Aussage, dass er gerade "richtig chillt". Aber ganz so einfach macht die Münchner Band es einem dann doch nicht. Für die wenigsten von ihnen ist Jamaram tatsächlich die einzige Beschäftigung. Der eine ist Grafikdesigner, der andere produziert nebenher Kinderhörbücher. Samy ist regelmäßig als Moderator bei Puls zu hören, und Schlagzeuger Murxen verdingt sich als Soap-Star bei "Sturm der Liebe". So richtig ins Reggae-Hippie-Image will sich die Band nicht fügen. "Jamaram ist ein bunter Vogel", sagt Samy. Das soll wohl auch das neue Album verdeutlichen. Dessen Cover schmückt ein bunter Papageienkopf, dazu trägt es den Titel "Freedom to Screech". Nicht Redefreiheit, sondern Kreischfreiheit für den bunten Vogel also. Zehn Alben haben Jamaram inzwischen veröffentlicht.

Ist es nach so vielen Werken überhaupt noch möglich, sich musikalisch weiterzuentwickeln? Samy glaubt ja: "Ich finde es ein schreckliches Klischee, dass das mit dem Älterwerden aufhört. Neu ausprobieren kann man sich doch immer." Tatsächlich gibt es auf dem Album zwar ein paar typische Reggae-Nummern, aber ebenso Songs, die deutlich elektronischer sind, als man es von der Band kennt. "Wir haben dieses Mal viel mehr am Computer produziert", erklärt Samy. Und der Entstehungsprozess der neuen Platte war ebenfalls ein anderer als sonst. Diesmal haben Jamaram keine fremden Länder besucht, um Inspirationen zu sammeln. Vielmehr sind auf dem Werk Songs vertreten, die sie schon länger bei Konzerten spielen, die es aber bisher auf kein Album geschafft haben.

Das Thema Verreisen spielt dabei laut Samy trotzdem eine Rolle: "Das Album ist quasi eine musikalische Sammlung unserer Reisen in den letzten Jahren." Dennoch hat das Ganze eine etwas andere Note bekommen: "Statt in die Welt hinaus sind wir mehr in uns hinein gegangen." Dass aber auch im Innern wohl eher das Herz von Weltbürgern als von Ur-Bayern schlägt, kann man auf dem neuen Album nachhören.

Jamaram, Kaufbeuren, Sa., 1. April, Regensburg, Do., 27. April, Nürnberg, Sa., 30. April, Schrobenhausen, Fr., 5. Mai und München, Sa., 6. Mai, www.jamaram.de

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