"Kokowääh 2" im Kino:Verwerflich viel Stuss

"Kokowääh 2", Til Schweiger, Emma Schweiger

Samuel Finzi (links) als Tristan, Emma Schweiger als Magdalena und Til Schweiger als Henry im Film "Kokowääh 2".

(Foto: dpa)

Der Schweiger-Klan ist zurück auf der Leinwand. Die Geschichte einer Patchwork-Familie, in der zwei Väter nach Kräften probieren eine Tochter großzuziehen, hat das Herz am rechten Fleck. Der zweite Handlungsstrang rund um Matthias Schweighöfer steckt jedoch voller Vorurteile und Absurditäten.

Von Susan Vahabzadeh

Der amerikanische Filmkritiker Roger Ebert hat sich in seinen Anfängen einmal selbst auferlegt, nur solche Filme richtig schlimm zu finden, die auf irgendeine Art verwerflich sind. Das ist eine ziemlich gute Regel, an die er sich selbst dann freilich oft nicht gehalten hat. Ein Film wie Til Schweigers "Kokowääh 2" kommt nach diesem Maßstab relativ gut weg.

Man erlebt die Patchwork-Familie, bestehend aus Henry (Til Schweiger), dessen Tochter Magdalena (Emma Schweiger), ihrer Mutter, und deren Ex-Mann, der die ersten paar Jahre dachte, Magdalenas Vater zu sein. Dieses Quartett rauft sich nach Kräften zusammen, die Mutter (Jasmin Gerat) zieht aus, ihr Ex-Mann (Samuel Finzi) zieht ein, und das Vätergespann versucht nun, Magdalena beizubringen, dass Coolness bei Jungs eine eher zweifelhafte Empfehlung ist.

Verwerflich daran ist, nach westlichen Maßstäben des 21. Jahrhunderts, nichts. Es gibt ein paar Momente, besonders zwischen den beiden Schweigers, die ganz schön geraten sind. Manche Szenen sind hölzern, viele Dialoge holpern so dahin, und die meisten Gags sind mindestens Geschmackssache, aber das ist im deutschen Kino aus mysteriösen Gründen kein großes Hindernis.

Im Großen und Ganzen hat "Kokowääh 2" das Herz am rechten Fleck. Deswegen ist der Film noch nicht großartig, und zwar auch dann nicht, wenn er zum Superkassenschlager wird. Til Schweiger hat unlängst bei einer Podiumsdiskussion eingefordert, Filme müssten bewertet werden wie in Stadtmagazinen die Empfehlung für die beste Pizza der Stadt. Wenn er sich die Tipps mal anschaut, wird er feststellen, dass kaum jemand die meistverkaufte Pizza tatsächlich für die beste hält.

Matthias Schweighöfer spielt den Filmstar Matthias Schweighöfer

Der Teil, der dann gar nicht geht im Film, ist Til Schweigers Abrechnung mit "der Filmkritik" und dem von ihr vermeintlich so im Übermaß geliebten "Arthouse-Kino". Matthias Schweighöfer spielt nämlich einen Filmstar namens Matthias Schweighöfer, der seine Katze erschießt und einen Darsteller-Preis will, und deswegen einen Regisseur für die Verfilmung von Henrys Drehbuch engagiert, der ein "Vertreter des internationalen Dogma-Films" ist und in Cannes eine Goldene Palme gewonnen hat mit einem Film über eine Frau, die sich häutet, und der im Kino dann 20 000 Besucher hatte.

So viel Stuss auf einen Schlag - das ist verwerflich. Daran stimmt nichts: Es hat kein Dogma-Film die Goldene Palme gewonnen, und es hätte auch nie einer von einer Frau handeln können, die sich häutet, weil es im internationalen Dogma-Film überhaupt keine Special Effects gab, und Thomas Vinterbergs "Das Fest", der in Cannes 1998 - das mit den Dogma-Filmen ist eben schon fünfzehn Jahre her - einen Nebenpreis bekam, hatte allein in Deutschland 430 000 Besucher. Egal, nur: Es gibt in Cannes keine Goldenen Palmen für die Sorte von Quatsch, die Schweiger unterstellt. Der gesamte Handlungsstrang steckt voller Vorurteile, Ressentiments gegen andere Meinungen und Stolz auf die eigene Ignoranz. Und das findet halt nicht jeder witzig.

Kokowääh 2, D 2013 - Regie: Til Schweiger. Buch: T. Schweiger, Bela Jarzyk. Kamera: Adrian Cranage, Erik Lee Steingröver. Mit: Til Schweiger, Emma Schweiger. Warner, 100 Minuten.

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