"Django Unchained"-Regisseur als Wagner-Erneuerer:Gesamtkunstwerk Tarantino

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"Er müsste sein eigenes Bayreuth schaffen", sagt nicht nur Christoph Waltz über Quentin Tarantino. (Foto: Reuters)

Christoph Waltz hat den Regisseur von "Django Unchained" als Wagner-Erneuerer vorgeschlagen. Peter Emmerich, Presseleiter auf dem Grünen Hügel, im Interview über seine ganz eigenen Erfahrungen mit Filmemachern und die Gründe, warum er privat ein großer Fan von Quentin Tarantino ist.

Von Martin Zips

SZ: Herr Emmerich, der Schauspieler Christoph Waltz hat den Regisseur Quentin Tarantino als idealen Wagner-Erneuerer vorgeschlagen. Haben Sie bereits Kontakt zu ihm aufgenommen?

Emmerich: Ich nicht.

Wieso denn nicht? Seit 24 Jahren leiten Sie das Pressebüro am Grünen Hügel. Sie haben schon unter Wolfgang Wagner gearbeitet und Regisseure wie Werner Herzog und Christoph Schlingensief kommen und gehen gesehen. Wieso nicht Tarantino?

Na, privat bin ich schon ein großer Fan. Ich kenne alle seine Filme. Gerade hat ihn Christoph Waltz in Los Angeles zu "Rheingold" mitgenommen. Und Waltz meint, Tarantino hätte ebenso wie Richard Wagner das Zeug zum Gesamtkunstwerk - das geht so in Richtung eigenes Festspielhaus. Doch mit einer Verpflichtung für Bayreuth könnte es schwer werden - unsere Spielpläne bis 2020 sind nämlich schon ziemlich festgezurrt.

Ist das nicht dumm? Schon bei Lars von Trier hat's ja nicht geklappt.

Gut, das hatte andere Gründe. Seine Konzepte für "Rheingold" und "Walküre" waren schon fertig. Das wäre eine ganz besondere Sache geworden, aber dann wurde von Trier das wohl alles zu viel.

Und jüngst hat Wim Wenders abgesagt, weil er Wagners Mammut-Werk zwar inszenieren, jemand anderes es aber filmen sollte. Jetzt kommt Frank Castorf zum Zug. Ob Eva Wagner-Pasquier oder Katharina Wagner nicht doch noch schnell Tarantinos Nummer wählen könnten?

Ich bin in diese Dinge nicht involviert, aber ehrlich: Ich schätze Tarantinos Arbeit sehr. Er zitiert viel und vieles hat bei ihm einen geradezu parodistisch überhöhten Stellenwert. Das gefällt mir ungemein. Gewalt ist bei ihm ja nur ein Element von vielen. Und es ist generell beeindruckend, was einige Filmregisseure aus Opern schon herausgeholt haben. Etwa Werner Herzog bei "Lohengrin" in Bayreuth. Ein richtiges Fantasy-Märchen. Jedoch schon 26 Jahre her.

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Wie wäre es denn mal mit einem Macher leichter französischer Komödien für Bayreuth? Dany Boon zum Beispiel oder Jean-Pierre Jeunet?

Schwierig, im Ring geht es ja um Mord und Totschlag. Um den Untergang und die Rettung der Welt. Und wie Alberich in "Rheingold" die Nibelungen behandelt! Oder wie er mit seinem Bruder umgeht! Auch, wie Wotan und Loge mit Alberich verfahren - verzeihen Sie mir, aber das ist doch nicht schön. Ich kenne da keine einzige positiv besetzte Gestalt, die sich für eine Komödie eignen würde. Und was das Tempo betrifft: Grundlage bleibt immer die Partitur. Damit tun sich Filmregisseure meist sehr schwer. Auch die finanziellen Mittel sind bei uns eher bescheiden.

Was ist mit Helmut Dietl? Den haben wir gerade am Kühlregal bei Karstadt getroffen. Der hätte vielleicht Zeit.

Wissen Sie: Einmal wurde Steven Spielberg von der Leipziger Oper als Regisseur angekündigt. Peinlicherweise wusste Spielberg offenbar gar nichts davon. Woanders sollte Florian Henckel von Donnersmarck inszenieren. Auch da wurde nix draus. Solche Knallernamen klingen zwar schön, aber damit ist die Arbeit längst nicht getan.

© SZ vom 15.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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