Birgit Minichmayr im Berlinaleblog:Norwegisch für Anfänger

Sieben Wochen Vokabeln pauken, schon geht Birgit Minichmayr fast als Norwegerin durch. Für ihre Rolle in "Gnade" hat sie gebüffelt, was das Zeug hält. Während ihr Filmpartner Jürgen Vogel keine einzige Zeile aufsagen konnte, beeindruckt Minichmayr die Weltpresse auf der Berlinale mit ihren Sprachkenntnissen. Nur die Norweger selbst, die scheinen sie nicht zu verstehen.

Paul Katzenberger

Berlinale 2012 - Press conference 'Mercy'

"Die Birgit", so ihr Filmpartner Jochen Vogel, konnte schon auf der Busfahrt zum Set die auftretenden Missverständnisse durch ihr lupenreines Norwegisch bereinigen.

(Foto: dpa)

Sieben Wochen Vokabeln pauken, schon geht Birgit Minichmayr fast als Norwegerin durch. Für ihre Rolle in "Gnade" hat sie gebüffelt, was das Zeug hält. Während ihr Filmpartner Jürgen Vogel keine einzige Zeile aufsagen konnte, beeindruckt Minichmayr die Weltpresse auf der Berlinale mit ihren Sprachkenntnissen. Nur die Norweger selbst, die scheinen sie nicht zu verstehen.

Es gibt kaum etwas, was der Eitelkeit des Menschen mehr schmeichelt, als die offensichtliche Kenntnis fremder Sprachen - zumal, wenn sie über schnödes Englisch hinausreicht. Birgit Minichmayr war jedenfalls deutliche Genugtuung darüber anzumerken, dass sie im (übrigens exzellenten) Wettbewerbsfilm "Gnade" nicht nur eine tolle Hauptdarstellerin gegeben, sondern sich noch ganz nebenbei dem norwegischen Idiom schon sehr weit angenähert hat.

Diesen Eindruck mussten die Zuschauer jedenfalls gewinnen, denn ganz anders als ihr Filmpartner Jürgen Vogel parliert die Österreicherin in dem Drama um Schuld, Sühne und Vergebung laufend norwegisch, was ihr die sofortige Bewunderung der gesamten Weltpresse auf der anschließenden Pressekonferenz einbrachte.

Es sei ihr Anliegen gewesen, in dem Film das Norwegische zumindest improvisieren zu können, so Minichmayr auf die entsprechende Nachfrage. Deswegen habe sie sich diese durchaus seltsam klingende Sprache sieben Wochen lang mit zwei Sprachlehrern eingebimst. Schließlich sei Norwegisch gar nicht so schwer und sehr schön. "Es ist ja ähnlich wie Deutsch und hat mir riesig Spaß gemacht." Rollen in norwegischen Filmen würde sie in Zukunft auf jeden Fall sehr gern annehmen.

Unvermittelt fragte ich mich: "Improvisiert sie norwegisch, oder spricht sie norwegisch?" Ihr Statement legte irgendwie beides nahe. Ich war noch am Sinnieren, da meldete sich schon Jürgen Vogel zu Wort, um die Sache klar zu stellen: "Birgit hat mich mit ihren phänomenalen Sprachkenntnissen unter Druck gesetzt." Er selbst habe seine einzige norwegische Filmzeile nur durch viel Zuspruch von Regisseur Matthias Glasner bewältigt, während "die Birgit" schon auf der Busfahrt zum Set die auftretenden Missverständnisse durch ihr lupenreines Norwegisch bereinigt habe. Minichmayr sah bei diesen Worten sehr zufrieden aus.

"Wow", dachte ich. Sieben Wochen Unterricht und schon absolut kompatibel für den hohen Norden - so was würde ich nie schaffen, unterbewusst litt mein Ego deutlich. Dass ich heute trotzdem beruhigt schlafen gehen kann, verdanke ich dem norwegischen Schauspieler Stig Henrik Hoff. Der wurde glücklicherweise noch gefragt, wie er die Zusammenarbeit mit den deutschen Schauspielern in "Gnade" empfunden habe.

"Es war wunderbar, sie haben wahnsinnig für uns getan", schwärmte der Nordnorweger. Nur mit der Sprache, das sei so eine Sache gewesen: "Tatsächlich ist ihr Norwegisch doch nicht so toll. Wir wussten immer nicht so genau, was sie jetzt eigentlich gerade sagen."

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