AC/DC auf iTunes:Digital ist doch besser

"Unsere Songs gehören in sich zusammen" - AC/DC wehrte sich lange dagegen, dass ihre Lieder einzeln online gekauft werden können. Nun gibt die australische Hardrock-Band ihren Widerstand gegen iTunes auf. Doch warum jetzt?

Dirk von Gehlen

Brian Johnson, Angus Young

AC/DC Sänger Brian Johnson und Band-Kollege Angus Young während eines Konzerts in New York. Ihre Musik kann nun online auf iTunes gekauft werden.

(Foto: AP)

Wer bis zu dieser Woche die Stimme von Brian Johnson auf einem iPod oder einem iPhone hören wollte, musste illegale Angebote nutzen oder einen kleinen Umweg machen. Denn AC/DC sperrten sich bislang gegen den Verkauf ihrer Songs im Apples iTunes-Store. Für 2,69 Euro kann man sich allerdings ein App genanntes kleines Programm runterladen, in dem die Stimme des Rocksängers und die Musik seiner Band zu hören ist: "AC/DC-Pinball-Rocks" heißt das Flipperspiel, in dem man Johnson und Band hören kann, während man eine virtuelle Kugel schießt.

Die Zeit derartiger Notlösungen für AC/DC-Fans ist jetzt vorbei: Brian Johnson und seine Band-Kollegen haben ihren Widerstand gegen das Digitale aufgegeben und ihr gesamtes musikalisches Werk für iTunes freigegeben. Bei Apples ist man darüber offenbar so begeistert, dass der australischen Hardrock-Band gleich die gesamte obere Verkaufsfläche im Store freigeräumt wurde. "Entdecke die Diskografie einer der dekadentesten und zugleich ehrlichsten und einflussreichsten Bands des Rock'n'Roll" haben die Marketing-Verantwortlichen von Apple dazu getextet, um die Nutzer davon zu überzeugen, 109,99 Euro für die "Complete Collection" auszugeben. "312 Artikel", so die iTunes-Sprache, sind darin enthalten, darunter Songs wie "Highway to Hell", "Hells Bells" und "Thunderstruck". Die waren bislang nur in sehr merkwürdigen "Tribute"-Coverversionen bei iTunes erhältlich.

Band-Gründer Angus Young und Kollegen hielten nämlich bisher wenig davon, einzelne Songs zu verkaufen: "Wir glauben, dass die Songs auf jedem unserer Alben in sich zusammen gehören", hatte Young noch 2009 erklärt und davor gewarnt, dass "manche Leute nur zwei oder drei Songs von einem Album herunterladen. Wir glauben nicht, dass uns das musikalisch repräsentiert." Gemeinsam mit den Beatles - deren Songs erst seit zwei Jahren und nach langem Rechtsstreit bei iTunes verfügbar sind - galt die Band deshalb als die bekanntesten Feinde von iTunes im Besonderen und der Digitalisierung im Allgemeinen.

Album als zentrales Format

Mit ihrem Fokus auf das Album als zentralem Musikformat waren AC/DC aller Digitalisierung zum Trotz bisher auch nicht gerade erfolglos. Mehr als 200 Millionen Tonträger hat die Gruppe bisher verkauft und mit 42 Millionen verkauften Einheiten ist ihr Album "Back in Black" weiterhin das weltweit am zweithäufigsten verkaufte Musikalbum aller Zeiten. Nur Michael Jackson war mit seiner Platte "Thriller" erfolgreicher.

Wie es jetzt zum Sinneswandel bei Angus Young und Kollegen kam, darüber kann nur spekuliert werden. Vielleicht hat es etwas mit dem ersten AC/DC-Live-Album seit 20 Jahren zu tun, das am Freitag veröffentlicht wurde. "Live At River Plate" versammelt Aufnahmen des gleichnamigen Konzertfilms, der bereits 2011 veröffentlicht wurde - jetzt aber auch bei iTunes zu kaufen ist.

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