"22 Jump Street" im Kino:Work hard, yes!

Kinostart - '22 Jump Street'

Harte Arbeit verrichten Jonah Hill (l.) und Channing Tatum in "22 Jump Street".

(Foto: dpa)

Urbaner Rap mit Jonah Hill und Channing Tatum: In "22 Jump Street" landen die beiden Chaos-Cops undercover auf dem College. Tatsächlich birgt diese Kombi wahnwitzige Schönheit und traumverlorene Eleganz.

Von Fritz Göttler

Nein, es gehört sich nicht unbedingt, sich über ein Gegenüber lustig zu machen, weil er einen Wolverine-Bart hat. Auch wenn er zu einer fiesen Rauschgiftschmuggelgang gehört, die man gerade bei einer Undercoveraktion im Hafen ausheben will. Mit kräftigen methodhaften Übungen hatte Agent Schmidt sich dafür in Form gebracht. Sein Kollege Jenko wirkt dagegen ein bisschen dasig.

Erneut vermasseln Schmidt und Jenko ihren Auftrag, und wieder werden sie strafversetzt zur Sondereinheit in der Jump Street, die nun eine Hausnummer weiter, über die Straße gezogen ist. Schmidt und Jenko müssen aufs College, wieder undercover, wo eine gefährliche Droge gedealt wird, bei der schon der Name nicht einfach ist: Whyphy. Work hard, yes. Play hard, yes. Es ist ein brutaler Auftrag mit trinkgewaltigen schwulen Verbrüderungsfeten, zischelnden Bibliotheksschnepfen, farbenprächtigen Drogenrauschtänzen, Orgien derbster Intimität.

Routines heißen in Amerika die Nummern, die Komiker sich auf ihren Leib erfinden und an denen sie sich abarbeiten, ihre Karriere lang - die gleiche Nummer, immer wieder abgewandelt, Minimalismus und Wiederholungszwang. Von den Remplern der Keystone-Truppe über die Billardnummern von W. C. Fields und das Powerplay der Marx Brothers bis zum Geknatter zwischen Stallones "Expendables" oder zum Rap der letzten zehn Jahre - einmal treffen Schmidt und Jenko im Studentenheim im Zimmer gegenüber auf ein Zwillingspaar, und beide sagen, wenn man ihnen ein Stichwort gibt, tatsächlich das gleiche Wort, den gleichen Satz.

Jonah Hill - Leonardos Kumpel, der im "Wolf of Wall Street" auf einer der durchgeknallten Büropartys offen zu masturbieren anfängt - und Channing Tatum - Soderberghs Magic Mike - sind Schmidt und Jenko, und in ihren routines steckt eine wahnwitzige Schönheit, eine traumverlorene Eleganz. Sich ans Gemächt zu fahren, ist bei ihnen auch ein Moment der Selbstreflexivität. Und eine Annäherung wird es sowieso so schnell nicht geben zwischen einer unerbittlich performancebestimmten Gesellschaft wie den USA und unserer strengen Gelehrtenrepublik. Wie viel Anarchie braucht eine Gesellschaft, um für die Zukunft fit zu sein!

22 Jump Street, USA 2014 - Regie: Phil Lord, Christopher Miller. Buch: Michael Bacall, Oren Uziel, Rodney Rothman. Kamera: Barry Peterson. Schnitt: David Rennie. Mit: Jonah Hill, Channing Tatum, Peter Stormare, Ice Cube, Amber Stevens, Wyatt Russell, Jillian Bell, Dave Franco, Rob Riggle, Kenny Lucas, Keith Lucas, Queen Latifah, Patton Oswalt, Bill Hader, Anna Faris, Seth Rogen. Sony, 112 Minuten.

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