Sprachkritik:"Gutmensch" ist Unwort des Jahres 2015

Hilfsbereitschaft werde damit pauschal als naiv, dumm und weltfremd diffamiert, sagt die Jury.

Das Unwort des Jahres 2015 lautet "Gutmensch". Damit seien diejenigen beschimpft worden, "die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen", schreibt die Jury in ihrer Begründung.

Mit dem Vorwurf des "Gutmenschentums" würden "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert"- Der Ausdruck werde nicht nur "im rechtspopulistischen Lager als Kampfbegriff" benutzt, sondern auch von Journalisten zur Pauschalkritik an einem "Konformismus des Guten". Im Jahr 2011 war "Gutmensch" schon einmal auf den zweiten Platz gewählt worden, hinter "Döner-Morde".

Was auf den Plätzen zwei und drei landete

Das Unwort des Jahres wurde in diesem Jahr zum 25. Mal gekürt. Bei der Jury gingen bis Ende Dezember mehr als 1600 Einsendungen zu insgesamt 669 verschiedenen Vorschlägen ein. Der Begriff "Gutmensch" wurde 64 Mal und damit am dritthäufigsten vorgeschlagen.

Auf den Plätzen zwei und drei ließ die Jury die Worte "Hausaufgaben" (als schulmeisterliches Synonym für den Reformbedarf Griechenlands) und "Verschwulung" (für die angebliche Verweichlichung der Männer, nach einem Buchtitel von Akif Pirinçci) folgen.

"Gutmensch" folgt auf "Lügenpresse"

Seit 1991 wird das Unwort des Jahres von einer unabhängigen sprachkritischen Initiative gewählt. Die Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten, wurde in diesem Jahr durch den Kabarettisten Georg Schramm ergänzt.

Ziel der sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres sei es, das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern, heißt es auf der Website der Initiative. Man möchte dabei den Blick auf sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen lenken.

In den vergangenen Jahren wurden die vom Anti-Islam-Bündnis Pegida genutzte Parole "Lügenpresse" und die Begriffe "Sozialtourismus" und "Opfer-Abo" zu Unwörtern gewählt.

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