80. Geburtstag von Alain Delon:Eiskalter Engel

"Die männliche Brigitte Bardot" nannte man ihn. Nun wird Alain Delon, der coolste Verführer des französischen Kinos, achtzig. Wen er spielte - und wen er liebte.

Von Luise Checchin

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Alain Delon

Quelle: AFP

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Ungemein anziehend und absolut unnahbar. in diesem Spannungsfeld bewegen sich fast alle Figuren, die Alain Delon im Laufe seiner Karriere verkörperte. Die Kunst, mit minimalen Gefühlsregungen maximale Wirkung zu erzielen, machte ihn zu einem der renommiertesten französischen Schauspieler der Nachkriegszeit.

Vor 80 Jahren, am 8. November 1935, kommt Delon in Sceaux bei Paris zur Welt. Kindheit und Jugend verlaufen wenig glamourös: Mit vier lassen sich die Eltern scheiden, Delon kommt zu einer Pflegefamilie, dann ins Internat. Unentschieden, was aus ihm werden soll, geht er zur Armee, kämpft im Indochina-Krieg und schlägt sich anschließend in Paris mit Gelegenheitsjobs durch. Doch sein markantes Äußeres bleibt nicht unbemerkt und so hat er 1957 seine erste größere Filmrolle: als Auftragsmörder in "Die Killer lassen bitten".

Alain Delon und Marie Laforet in Nur die Sonne war Zeuge

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Kaltblütig geht es weiter. 1960 spielt Delon in René Cléments "Nur die Sonne war Zeuge", einer Adaption von Patricia Highsmiths Roman "Der talentierte Mr. Ripley". Delon (im Bild mit Marie Laforet) gibt den manipulativen Hochstapler Tom Ripley, der alles daran setzt, sich das Vermögen eines amerikanischen Millionärssohns zu erschleichen.

Alain Delon

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Im gleichen Jahr gelingt dem 25-jährigen Delon mit "Rocco und seine Brüder" endgültig der große Durchbruch. In Luchino Viscontis neo-realistischem Sozialdrama spielt er den naiven Rocco, der mit seiner Familie aus der süditalienischen Provinz nach Mailand zieht. Ungeschönt zeigt Visconti, wie Entwurzelung und soziale Missstände die traditionellen Familienbande im Italien der Nachkriegszeit zerstören. Gleich zweimal gewinnt der Film beim Filmfestival in Venedig: den Silbernen Löwen und den Sonderpreis der Jury.

Alain Delon

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Der Erfolg von "Rocco und seine Brüder" führt schon drei Jahre später zu einer erneuten Kooperation zwischen Delon und Visconti. 1963 spielt Delon an der Seite von Claudia Cardinale und Burt Lancaster in der Verfilmung von Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman "Der Leopard". Abermals geht es um Zeiten des Umbruchs: Das "Risorgimento", die italienische Einigungsbewegung um 1860, stellt Delons Figur, den verarmten sizilianischen Adeligen Tancredi Falconeri, vor die Frage, wem seine Loyalitäten gehören - den revolutionären Republikanern oder der untergehenden Aristokratie. "Der Leopard" gewinnt die Goldene Palme in Cannes und bringt Delon eine Golden-Globe-Nominierung als bester Hauptdarsteller ein.

DER EISKALTE ENGEL

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Die Rolle des Auftragskillers wird Delon nicht nur einmal angetragen. 1967 spielt er in "Der eiskalte Engel" von Jean-Pierre Melville erneut einen Mörder. Seine Figur, Jef Costello, erschießt den Besitzer eines Jazzclubs, wird dabei beobachtet und kämpft nun darum, sich der Verhaftung zu entziehen. Als Costellos Geliebte besetzt der Regisseur übrigens Delons damalige Ehefrau Nathalie - allerdings trennte sich das Paar kurz nach dem Dreh.

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Im Jahr 1958 lernt Alain Delon die 20-jährige Romy Schneider beim Dreh des Films "Christine" kennen. Die beiden verlieben sich, und obwohl die Beziehung 1964 in die Brüche geht, stehen sie auch danach noch zusammen vor der Kamera. In Jacques Derays "Swimmingpool" geben sie das Liebespaar Marianne und Jean-Paul, dessen Sommerurlaub plötzlich von einem ehemaligen Liebhaber Mariannes gestört wird. Ein Eifersuchtsdrama mit verhängnisvollen Folgen entspinnt sich.

LE CLAN DES SICILIENS 1969 DIRECTED BY HENRI VERNEUIL Marc Porel and Alain Delon AD00527604 jpg PUBL; Alain Delon

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Der coole Ganove, Delons Paraderolle, lässt ihn nicht los. In Henri Verneuils Gangsterfilm "Der Clan der Sizilianer" spielt er 1969 den gerissenen Juwelendieb Roger Sartet. Mithilfe von ein paar sizilianischen Mafiosi bricht er aus dem Gefängnis aus und plant den ganz großen Coup auf einer Juwelenausstellung. Allerdings haben die Diebe nicht mit Inspector Le Goff gerechnet (gespielt von Lino Ventura), der ihnen mehr als dicht auf den Fersen ist.

MONSIEUR KLEIN 1976 DIRECTED BY JOSEPH LOSEY Juliette Berto and Alain Delon AD00528095 jpg PUBLICATI; Alain Delon

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Auch in "Monsieur Klein" von 1976 bekommt Delons Figur, der Kunsthändler Robert Klein, es mit der Justiz zu tun, allerdings nur aufgrund einer Verwechslung. Joseph Loseys Film spielt 1942 im von den Nazionalsozialisten besetzten Paris. Weil ein jüdischer Widerstandskämpfer Kleins Namen benutzt, werden die Behörden auf ihn aufmerksam. Klein bemüht sich vergeblich um einen "Ariernachweis" und erleidet deshalb plötzlich dasselbe Schicksal wie die jüdischen Bürger, deren Not der Kunsthändler bis dahin ausnutzte, um sich zu bereichern.

Alain Delon spielt in 'Asterix'-Film mit

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Ende der Neunzigerjahre kündigt Delon an, seine Schauspielkarriere zu beenden. Besonders konsequent hält er sich nicht an diesen Entschluss. 2008 spielt er dann sogar wieder einmal in einem richtigen Blockbuster - als Julius Cäsar in "Asterix bei den Olympischen Spielen". Der Film fällt bei Kritikern und Zuschauern durch, doch das soll an Delons Ruf als einer der coolsten Verführer der Filmgeschichte wenig ändern. Oder, wie die französische Schauspielerin und ehemalige Lebensgefährtin Delons, Mireille Darc, kürzlich der Nachrichtenagentur AFP sagt: "Alain ist nicht achtzig Jahre alt. Es gibt Menschen, die haben kein Alter... er ist einer von ihnen."

© SZ.de/khil/jobr
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