70. Geburtstag: Herbert Achternbusch:Ein sturer Esel

Herbert Achternbusch - ein Kreativrebell, wie er im Buche steht: Verbrannte Preise und legte sich mit der Kirche an. Das bayrische Enfant terrible der Kunst - die Bilder.

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Herbert Achternbusch

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Herbert Achternbusch - ein Kreativrebell, wie er im Buche steht: Verbrannte Preise und legte sich mit der Kirche an. Das kamerascheue Enfant terrible der Kunst -die Bilder.

An großen Lobeshymnen zum Geburtstag ist Herbert Achternbusch nicht interessiert. "Das mochte ich noch nie", sagt der Münchner Universalkünstler, der am 23. November 70 Jahre alt wird. Querdenkerisch und eigensinnig, mit einem Hang zur Provokation und mit Freude am Anarchischen, so kennen viele den Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Filmemacher.

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Vor allem zu CSU und Kirche pflegte Achternbusch jahrelang eine nahezu rituelle Feindschaft. Auch Blasphemie wurde dem gebürtigen Münchner vorgeworfen. Inzwischen ist es ruhiger um Achternbusch geworden - nicht zuletzt, weil er die Aufmerksamkeit nicht händeringend sucht.

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Dabei schreckte der Künstler früher nicht vor Aufsehen erregenden Aktionen zurück: 1977 schockte er die kulturbeflissene Gesellschaft, als er den von der Zeitschrift Bunte gestifteten Petrarca-Preis nach der Verleihung verbrannte und unter Protest das Weite suchte.

Herbert Achternbusch - ein eigensinniger Künstlersturkopf: Eigenschaften, die bisweilen auch Eseln nachgesagt werden. Ob seine Passion für diese Tiere in der gefühlten Seelenverwandschaft zu ihnen begründet liegt, wissen wir allerdings nicht.

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Für ähnliche Furore sorgte er mit Filmen wie "Das Gespenst" von 1982, in dem eine Christusfigur in einem Kloster lebendig wird und mit der Oberin durch Bayern wandelt. Prompt verweigerte ihm das Bundesinnenministerium die letzte Rate der Fördergelder - ein jahrelanger Rechtsstreit war die Folge, den Achternbusch 1992 schließlich gewann.

Auf dem Grundstück seines Hauses im Münchner Umland tummeln sich jedenfalls...

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Auch seine Filme wurden in dieser Zeit nicht oder nur zensiert im Fernsehen ausgestrahlt.

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Schauspieler wie Josef Bierbichler oder Margarethe von Trotta standen für den Querdenker vor der Kamera. Am liebsten drehte er jedoch mit Laien, darunter Filme wie "Bierkampf" auf dem Münchner Oktoberfest, "Heilt Hitler" oder 1998 vor den Bundestagswahlen "Neue Freiheit. Keine Jobs. Schönes München. Stillstand", in dem ein Obdachloser die Abschaffung Kanzler Kohls verlangt. Heute, so scheint es, hat sich das Öffentlich-rechtliche Fernsehen mit dem einstigen Provokateur ausgesöhnt. Zum 70. Geburtstag zeigt das Bayerische Fernsehen am 22. November um 21.45 Uhr ein sehr persönliches Porträt des Regisseurs Andi Niessner. Anschließend laufen drei Filme, darunter auch "Servus Bayern", den die ARD noch vor 15 Jahren auf Betreiben des Bayerischen Rundfunks in einer Retrospektive vom Sendeplan genommen hatte.

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Neben seiner filmischen Arbeit ist Achternbusch auch ein unermüdlicher Maler. Die Dokumentation des BR gibt Einblick in seine Münchner Wohnung, die bis unter die Decke voll ist mit Bildern und Zeichnungen - mal realistisch, mal fantastisch bis albtraumartig. Schon während seiner Kindheit im Bayerischen Wald malte er gerne und viel - ein Talent, das er von seiner Mutter geerbt habe, wie er oft erzählt. Doch allein mit einer künstlerischen Ausdrucksform zufrieden geben wollte er sich nicht.

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Mitte der 1960er Jahre fing er an, mehr zu schreiben und feierte damit trotz seiner Hassliebe zum Theater auch Erfolge, so etwa 1986 mit dem Stück "Gust" mit Josef Bierbichler, das die Münchner Kammerspiele mehrere Jahre lang aufführten. Das Drama "Der Stiefel und sein Socken" über zwei vergreiste Einsiedler von 1993 brachte ihm sogar den Mülheimer Dramatikerpreis ein. Unzählige Stücke folgten, darunter "Kopf und Herz", "Einklang" oder "Meine Grabinschrift".

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Ende der 1990er wurde es ruhig um Achternbusch. "Meine Zeit ist vorbei. Meine Zeit hat es nie gegeben. Was ich mache, interessiert keinen mehr wirklich", sagte er damals frustriert in einem Interview.

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Umso erfreulicher war für ihn die Retrospektive, die ihm das Filmfest München in diesem Sommer im Vorgriff auf seinen 70. Geburtstag widmete. Ganz so heimlich aus dem Leben stehlen könnte er sich dann doch nicht - auch wenn er vor Jahren im Gespräch mit einer Zeitung sinnierte: "Vielleicht bin ich ja auch schon seit sechs Jahren tot, und keiner hat's gemerkt."

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