Weitere Briefe:Viel zu viel

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Wie viele Lehrstühle für Theologie braucht es in einem säkularen Staat? Ein Leser hat dazu eine dezidierte Meinung. Ein anderer erzählt von seinen Erlebnissen an einer italienischen Tanke.

Lehrstühle für Atheismus

"Volles Haus" vom 19. Juni: "Präsenz der Theologien" in Berlin an der Havel: elf evangelische Lehrstühle, zwei katholische, eine "School of Jewish Theology" in Potsdam und zukünftig fünf islamische Lehrstühle an der Humboldt-Universität; vielleicht zwei für die Sunniten, einen für die Schiiten und einen für die Wahabiten. Insgesamt mindestens 19 Lehrstühle für monotheistische Theologie im säkularen Berlin-Brandenburg also. Sie zanken sich um den Vorschlag, eine interreligiöse Fakultät einzurichten. Dabei gibt es dafür seit 2012 eine Grundlage, das Zentrum für Jüdische Studien (ZJS), das sich mit dem Austausch zwischen Judentum, Christentum und dem Islam befasst. Dieser Schwerpunkt ersetzt alle genannten Lehrstühle komplett.

Nur die Freie Universität Berlin organisiert die (katholische) Theologie so, wie sie sich in einem säkularen Staat überhaupt darstellen lässt: als Teil der Geschichtswissenschaft und der Philosophie. Die evangelischen Lehrstühle - in Berlin nicht in der Diaspora - versprühen dogmatische Exegese und Machtansprüche. "Staatskirchenrecht" hin oder her, das gehört nicht in ein Europa der Aufklärung. Sollte es fortdauern, dann wäre es nur recht und billig, auch Lehrstühle für Atheismus zu verlangen, die sich unter anderem damit befassen, wie jahrtausendealte Welterklärungsversuche viele Menschen daran hindern, sich selbst und das sie umgebende Universum zu erkennen. Solche Lehrstühle stünden Berlin-Brandenburg besser zu Gesicht als die "Präsenz der Theologien".

Dr.-Ing. Reinhold Gütter, Hamburg

Benvenuti!

"Aufbauhilfe an der Zapfsäule" vom 17./18. Juni: Das Tank-Trauerspiel an italienischen Zapfsäulen hat auch abseits der Autostrada del Sole groteske Züge. In Monte San Savino, auf halber Strecke zwischen Florenz und Rom wird der hier preiswertere Kraftstoff ebenfalls auf Autobahnniveau getrickst. Statt des auf Leuchttafeln angebotenen Literpreises von 148,3 Centesimi werden, nachdem der Tank gefüllt ist, knapp 1,76 Euro pro Liter berechnet, 26,5 Cent mehr! "Per il servizio!" klärt der Tankwart auf. Er verweist auf eine kleine Tafel, die unter dem großartigen Begriff "Servitissimo" den Preisaufschlag kundtut, nur am Selfservice-Automaten mit Kartenzahlung gelte der Angebotspreis. Und welche Extraleistungen bietet Servitissimo? Zapfpistole rein und raus ...basta! Keine Scheibenwäsche, keine Luftdruckmessung, nichts. Bevenuti in bella Italia!

Christoph Berger, Hamburg

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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