Weitere Briefe:SUV und Architektur

Ein Leser sieht beim Thema Auto auch die Verbraucher in der Pflicht. Ein anderer hinterfragt die Ästhetik.

Volkswagen zahlt eine Milliarde Geldbuße

So viele Autos: Güterzug mit Volkswagen-Modellen in Niedersachsen.

(Foto: Holger Hollemann/dpa)

Gier nach großen Autos

In seinem Artikel "Götterdämmerung" vom 13. Juni schreibt Thomas Fromm, die Autoindustrie sei an ihrer eigenen "Hybris" gescheitert. Zusätzlich habe die Politik Schuld, wegen des "rechtlichen Spielraumes", den sie der Autoindustrie gelassen habe, inklusive der mangelnden Kontrollen. Unerwähnt blieb in dem Artikel in meinen Augen der dritte große Schuldige in diesem Skandal, und das ist der Verbraucher. Bekanntlich fördert die Nachfrage das Angebot. Solange die Nachfrage nach großen, schweren, PS-starken SUVs anhält, braucht sich niemand über die jetzige Situation zu wundern. Der Verbraucher kann durch sein (Kauf-)Verhalten Politik und Autoindustrie ermutigen, kleine, umweltschonende Autos zu bauen. Schuld haben nicht immer nur "die anderen", genauso wie umweltfreundliches Verhalten nicht immer nur "die anderen" an den Tag legen sollten.

Dr. Michael Posern, München

Ästhetik ist nicht alles

"Schöne Aussichten" vom 14. Juni: In der Tat ist die Aussicht, dass der leider oft genug ästhetisch unmotivierte Massenwohnungsbau nun (wieder) in die Hände gestaltungsstarker Architekten gelangt, vielversprechend. Die Herausforderung, mit schmalem Budget herausragende Architektur zu schaffen, ist selbstredend eine andere als die Bedürfnisbefriedigung von Reichen und Superreichen, die sich mal eben wieder eine Villa bauen. Dabei sollte das Thema der Ästhetik nicht überstrapaziert werden. Natürlich haben Bruno Taut, Corbusier und viele andere Apologeten der Moderne sehr oft erst gestalterisch höchst anspruchsvolle Villen gebaut, um dann im weiteren Schaffensprozess den Massenwohnungsbau zu entdecken. Sie haben ihn aber auch genutzt, um ihrer Sicht der gestalteten Umwelt eine größere Wahrnehmung zu verschaffen.

Ästhetik und Bewusstseinsformung für eine teilweise abgehobene Sicht auf unsere gestaltete Welt gingen Hand in Hand, aber es ging nicht immer gut. So gibt es nicht nur Bauten von Le Corbusier, die von den Bewohnern am Ende abgelehnt wurden und, mit Leerstand belastet, zum Sanierungsfall wurden. Das darf natürlich nicht geschehen, denn schlussendlich soll vielen Menschen mit schmalem Einkommen geholfen werden, in nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional gelungenen Bauwerken möglichst lange leben zu können und hoffentlich nicht nur bis zur nächsten Preisverleihung für eine ästhetisch gelungene Hülle.

Rodger Liebig, Braunschweig

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

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