Weitere Briefe:Papst und Kinder

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Ist Joseph Ratzinger ein herausragender Theologe? Das fragt sich ein Leser angesichts dessen Sympathie für die Neuscholastik. Ein anderer Leser ist dafür, EU-Ausländern das gleiche Kindergeld zu zahlen wie den Deutschen.

Gerecht, wenn man alles rechnet

"Bund will Kindergeld für EU-Ausländer anpassen" vom 13./14. April: Das Bundeskabinett, und damit namhafte Vertreter von CDU/CSU und SPD, fordert von der EU-Kommission eine Änderung des Europarechts, damit das Kindergeld für im EU-Ausland lebende Kinder den dortigen Lebenshaltungskosten angepasst werden darf. Die EU-Ausländer, für deren im Ausland lebende Kinder Kindergeld gezahlt wird, zahlen hier entsprechend unserem höheren Lohnniveau ihre Steuern. Aus diesen Steuern wird auch "unser deutsches" Kindergeld finanziert. Es muss also gewichtige Gründe dafür geben, dass ausländische Eltern schlechter gestellt werden als deutsche. Neben den sicherlich geringeren Lebenshaltungskosten in ihrem Heimatland müssen sie zusätzliche Betreuungskosten und mutmaßlich höhere Fahrtkosten tragen. Und die im Ausland lebenden Kinder besuchen hier keine staatlich finanzierten Schulen und Hochschulen, keine Kindergärten, Horte, Schwimmbäder und Theater usw. und benützen nicht unsere öffentlichen Verkehrsmittel.

Die etablierten Parteien sollten im Kampf gegen den Populismus nicht diesen übernehmen, sondern sorgfältig und ausgewogen argumentieren. Wer auf populistische Scheinargumente hereinfällt, wird sowieso das Original bevorzugen. Dr. Josef Noderer, München

In der Neuscholastik verfangen

"Der zweite Papst" vom 15./16./17. April: Ist Joseph Ratzinger wirklich ein großer Theologe, wie viele meinen? Hat er wirklich Neues in die Theologie eingebracht, die Kirche für die Zukunft geöffnet? Oder ist er nicht bei den Kirchenvätern und der Neuscholastik stehen geblieben? Den unter ihm 1992 veröffentlichten "Weltkatechismus" hat er 2005 als Papst inhaltlich unverändert als "Kompendium des Katechismus" herausgegeben. Das Buch entspricht in keiner Weise dem Stand der heutigen Theologie, der Exegese und der theologischen Ethik. Und manche bezweifeln, ob er die Aufklärung, die er so heftig kritisierte, überhaupt in ihrer ganzen Dimension richtig verstanden hat. Was wird von Ratzinger/Benedikt außer seinen unzähligen Schriften in Erinnerung bleiben? Am Ende vielleicht nur sein Eingeständnis, dem Papstamt doch nicht gewachsen gewesen zu sein. Das war mutig und ist anerkennenswert. Noch besser wäre es gewesen, wenn er auch in den Kardinalstand zurückgetreten wäre und die weiße Soutane abgelegt hätte. Christian Weisner, Dachau

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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