Weitere Briefe:Jogi Löw und Chinas Botschaft

Lesezeit: 1 min

Dass Jogi Löw als DFB-Trainer nicht zurückgetreten ist, findet ein Leser falsch. Er appelliert an Löws Ehrgefühl. Chinas Botschaft in Berlin wiederum kritisiert einen Bericht zum Thema Spionage.

Jogi Löw. (Foto: Gettyimages / Patrik Stollarz)

In der Harmoniesoße

"Europäisches Maß" vom 2. Juli: Spätestens bei der völlig unnötigen Vertragsverlängerung des DFB für den Bundestrainer vor der WM 2018 (vor dem Abliefern von Leistungen) hätten die Alarmglocken läuten müssen. Der DFB und allen voran der Bundestrainer haben sich in einer Komfortzone eingerichtet, in die wohl nichts mehr Kritisches eingedrungen ist. Nachdem man verspätet den Modetrend der Spanier mit dem Tiki-Taka-Fußball verinnerlicht hat, hat man einfach unterstellt, das würde auch für 2018 in Russland ein probates Mittel sein. An Pep Gardiola hat sich Löw auch optisch wohl sein Vorbild genommen, als geschniegelter Fatzke und Meister der Selbstdarstellung scheint er sich zu gefallen. Die Krönung waren die Werbespots mit ihm im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wo sich Löw cool und saturiert in seiner Luxusvilla zeigt.

Er hätte eine Mannschaft mit Cojones gebraucht, die in der Vorrunde - ähnlich wie viele nicht zum Favoritenkreis gezählte Mannschaften - Einsatz, Zweikampfstärke und unbedingten Siegeswillen auf dem Platz hätte zeigen müssen. Stattdessen müdes Passspiel im Mittelfeld und keine Idee, wie man schnell zum Abschluss kommt. Dazu noch die lähmende Diskussion um Mesut Özil und Ilkay Gündoğan. Hier hätte der DFB ein Machtwort sprechen müssen und diese Spieler vom Turnier ausladen. Aber in dieser ganzen Harmoniesoße ist dann schlussendlich Deutschland als amtierender Weltmeister versumpft. Mit ein bisschen Ehrgefühl im Leib hätte Löw nach dem Ausscheiden direkt nach dem Spiel seinen Rücktritt erklären oder spätestens am nächsten Tag der DFB den Vertrag mit ihm wegen katastrophalem Misserfolg kündigen müssen.

Jochen Siebenbürger, Aichach

Das vergiftet die Atmosphäre

"Der unheimlich freundliche Herr Wang" vom 6. Juli: Trotz mehrmaliger Widersprüche der chinesischen Seite veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung am 6. Juli einen Bericht über sogenannte Geheimdienstaktivitäten Chinas im Deutschen Bundestag. Solche Vorwürfe gegen China entbehren jeglicher Grundlage. Dass die Süddeutsche Zeitung vor der fünften Runde der chinesisch-deutschen Regierungskonsultationen einen solchen Bericht veröffentlicht, vergiftet die Atmosphäre der stabilen und guten Beziehungen zwischen China und Deutschland.

Erdong Wang, Berlin, Leiter der Abteilung für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Botschaftsrat der Chinesischen Botschaft in Deutschland

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: