Weitere Briefe:Die Grünen und die CSU

In ihrer jetzigen Verfassung sind die Grünen nach Meinung eines Lesers nur noch ein Abklatsch der aufsässigen Partei von annodazumal. Ein anderer Leser kritisiert, dass Bayerns CSU-Regierung Gefährder künftig vorsorglich einsperren lassen will.

Urgrünen graut's

"Stroh zu Gold" vom 4./5. März: Die Grünen wurden als Partei auch geboren aus der seinerzeitigen Unfähigkeit der SPD unter Helmut Schmidt und Herbert Wehner, den Protest der "außerparlamentarischen Opposition" ernst zu nehmen und als Partei in die eigene Programmatik zu integrieren. Umweltprobleme, Nachhaltigkeitsdiskussion, Atomkraft, Nato-Doppelbeschluss, Wohnraumproblematik, Beginn der Gentrifizierung von Stadtquartieren, all diese Fragen hat die SPD abgetan. Legendär war Schmidts Abkanzeln einer ganzen Generation: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen." Die Grünen haben den Ball aufgenommen und als Partei die Republik verändert, ohne Frage. Aber als "Urgrüner" ist es kaum noch mit anzusehen, mit welcher Saturiertheit und behäbigen Emotionslosigkeit unser Spitzenduo öffentlich auftritt. Die Direktnominierung ist im Ergebnis ein einziges Desaster und Ausdruck von Mutlosigkeit. Hätte man sich getraut, Robert Habeck den Führungsstab zu übergeben, ein Ruck wäre durch die Partei gegangen. Aber so ...

Haften bleibt das Image einer Partei, deren Wähler ihre Kinder mit dem SUV in den Waldorfkindergarten fahren, anschließend in Bio-Laden Quinoa und laktosefreien Käse kaufen und im Urlaub nach Kuba fliegen, um noch mal das ursprüngliche und natürliche der Menschen zu erleben.

Manfred Bühring, Flensburg

Auf dem Pfad des Rechts bleiben

"Bayern will Gefährder unbefristet einsperren" vom 28. Februar: Mit Entsetzen habe ich den Artikel über die in Bayern geplante unbefristete Haft für Gefährder gelesen. In der gleichen Ausgabe und ebenfalls auf der Titelseite lese ich den Artikel "Deniz Yücel muss in Untersuchungshaft" und diese kann bis zu fünf Jahren andauern. Mir kommt ein schrecklicher Gedanke: Ist die bayerische Legislative bereits auf dem aktuellen Niveau der derzeitigen türkischen Regierung angekommen oder übertrifft sie diese noch? Ich hoffe, die bayerische Landesregierung verlässt nicht die Rechtsstaatlichkeit - eine unbefristete Haft ohne Gerichtsverfahren und richterliches Urteil wäre nämlich Unrecht.

Vielleicht hilft es, die Titelseite der SZ vom 27. Februar ("CSU: Erfolg von Schulz ist kein Strohfeuer") aufmerksam zu lesen und dann ein wenig nachzudenken. Jedes gesunde Rechtsempfinden wird dann zu dem Ergebnis kommen, dass eine unbefristete Haft für Gefährder nicht in Frage kommen kann und wir uns ausdrücklich von dem derzeitigen türkischen Rechtssystem unterscheiden und distanzieren müssen.

Kurt Schnaitmann, München

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