Weitere Briefe:DDR contra BRD

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Ein ostdeutscher Leser entlarvt die BRD-Vergangenheit zum Thema Frau und Arbeit, ein westdeutscher Leser die angeblich "besondere Kultur des Miteinanders" in der DDR.

DDR, Du hattest es besser...

"Streiflicht" und "Meine teurere Hälfte" vom 1. März: Das Streiflicht vom 1. März nennt, wohl nicht nur der Alliteration verpflichtet, "Hagen und Hellersdorf" in einem Atemzug, damit, selten genug, gesamtdeutsches Denken demonstrierend. Wenn auch in diesem Falle nur im Elend vereint. Doch zu früh gefreut. Zwar wissen wir, dass deutsche Qualitätszeitungen kaum im Osten Deutschlands gelesen werden, diesen beklagenswerten Zustand aber immer wieder zu befördern, kann auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Doch leider spricht einen Beitrag weiter Autor Wolfgang Janisch von der "Hausfrau", die "einst weder Geld noch Rechte zu haben pflegte", ohne überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass dieser anachronistische Zustand in der alten BRD noch zu Zeiten herrschte, in denen DDR-Frauen, wären sie gleichermaßen diskriminiert, gegängelt und zu Menschen zweiter Klasse degradiert worden, den Aufstand nicht nur geprobt hätten. Aber vielleicht ist es auch zu viel verlangt, vom Sieger der Geschichte partielle Einsicht dann zu fordern, wenn die heroische Vergangenheit einmal nicht so glänzt wie stets vollmundig behauptet.

Dr. Lutz Behrens, Plauen

...doch manches war "besonders"

"Merkels blinder Fleck" vom 2. März: In oben genanntem Kommentar wird zu Recht oder Unrecht der Kanzlerin Desinteresse an der Bestellung einer im Osten sozialisierten Persönlichkeit für ein Amt im künftigen Kabinett vorgeworfen. Ob Angela Merkel tatsächlich kein Interesse für ihre Landsleute gezeigt hat,wie es im Text heißt, lässt sich indes kaum beurteilen. Irritierend ist aber die Argumentation, mit der dieser Vorwurf gestützt wird. Da ist die Rede von der "besonderen Kultur des Miteinanders", die in der DDR gepflegt worden sei. Worin hat denn diese "besondere Kultur" bestanden? Doch vornehmlich aus Denunziantentum und der überall spürbaren Angst vor den Spitzeln der "Staatssicherheit"? Jeder, der jemals bei Besuchen in der DDR erlebt hat, wie ängstlich die Gastgeber darauf bedacht waren, sich vor missgünstiger Nachbarschaft zu schützen - und wie jedermann versuchte, sich in seiner Nische abzuschirmen, wird von dieser "besonderen Kultur des Miteinanders" die Nase voll haben.

Weiter: Um welches angeblich nicht geheilte "Unrecht aus dem Einigungsvertrag" handelt es sich? Ist damit der "Solidarbeitrag" gemeint oder die Milliarden, die nach der Wiedervereinigung in den Osten geflossen sind? Dass in diesen 28 Jahren auch eine Menge Fehler gemacht wurden, ist unbestritten. Aber es muss heute schon möglich sein, Ministerposten nicht nach dem regionalen Proporz zu verteilen, sondern nach Reputation und Befähigung.

Wolf Scheller, Köln

Offensichtliche Verwandtschaft

"Diskurs der Gekränkten" vom 5. März: Die Diskussion über die Kunst der ehemaligen DDR erinnert an die Situation der gegenständlichen Kunst der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. Sie wurde als gestrig und provinziell wahrgenommen, insbesondere gegenüber dem Abstrakten Expressionismus. Besonders ungerecht war hierbei, dass spätere gegenständliche Kunstentwicklungen im Ausland in der BRD als große Errungenschaften gefeiert wurden, während deutsche, ebenfalls gegenständlich arbeitende Künstler im Hintergrund gehalten wurden. Betrachtet man diese Künstler näher, ergibt sich eine offensichtliche Verwandtschaft mit Künstlern der DDR. Als Beispiel sei die Berliner Bildhauerschule genannt, Ost und West, mit ihren jeweiligen Schülern und Verzweigungen. Es ist höchste Zeit, in einer Ausstellung die Gemeinsamkeiten dieser Künstler darzustellen und so einer gesamtdeutschen Kunstbetrachtung näher zu kommen, ohne Diskriminierung und Ausgrenzung.

Thomas Topp, München

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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