Urheberrecht:Extrawurst gibt es nicht

Ein Sonder-Urheberrecht für Theaterproduktionen kann es nicht geben, meint Jan Ehrhardt vom Verband Deutscher Bühnen- und Medienverlage. Das würde Tür und Tor öffnen für jedwede Einzelinteressen.

"Urheberunrecht" vom 17. Juli:

Christine Dössel greift mit ihrem Artikel "Urheberunrecht" zu Frank Castorfs "Baal"-Inszenierung einen altbekannten Konfliktstoff auf: den Widerstreit zwischen Authentizität des dramatischen Werkes und dessen Gestaltung, Interpretation, durch die Aufführung. Dössel entscheidet sich für die Werkinterpretation: "Ein geschriebener Theatertext für sich ist nur Papier. Oder freundlicher: Literatur", schreibt sie und übernimmt damit Äußerungen des Deutschen Bühnenvereins zur Auseinandersetzung, ohne die darin behauptete Behinderung der Freiheit der Kunst und Rückständigkeit des Urheberrechts (" ... auf dem Stand der grauen Vorzeit heutiger moderner Informationsquellen") zu hinterfragen.

Der Deutsche Bühnenverein hat sich bislang nicht davon überzeugen lassen, die Grenzen von Dramaturgie und Regie über das hinaus zu bestimmen, was bereits Gesetz ist und wonach nur solche Änderungen ohne Einwilligung des Bühnenautors zulässig sind, denen er sein Plazet "nach Treu und Glauben" nicht versagen kann - so Paragraf 39 zweiter Absatz des Urheberrechtsgesetzes. Allen weitergehenden Änderungen muss der Autor zustimmen. Auch zu der Regelung "heutiger moderner Informationsquellen" liegen bislang keine konkreten Vorschläge des Deutschen Bühnenvereins vor, insbesondere nicht zu den Überlegungen der Verlage zum sogenannten Streaming.

Das von der Autorin mit dem Deutschen Bühnenverein offenbar eingeforderte "Sonder-Urheberrecht" für Theaterproduktionen kann es nicht geben. Eine solche Forderung öffnete Tür und Tor für jedwede Einzelinteressen und machte den Gesetzgeber zu deren Spielball. Und es sprengte internationale und unionsrechtliche Vorgaben für die nationale Ausgestaltung des Urheberrechts. Eine solche Forderung ist nicht einmal Gemeingut in Kreisen der Betroffenen und entspricht schon gar nicht dem Stand der Diskussion. Dr. Jan Ehrhardt, Berlin, Verband Dt. Bühnen- und Medienverlage

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