Ungarn:Was sie tun tun sie bloß?

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Die Ungarn haben mit überwältigender Mehrheit ihren Regierungschef Viktor Orban im Amt bestätigt. Leser sehen das nicht nur als Problem der ungarischen Bevölkerung, sondern der gesamten EU. Einer hegt den Verdacht, dass die CSU Orban nachahmen will.

"Osteuropas Rechte" vom 14./15. April:

Völlig zu Recht weist Peter Münch in seinem Artikel zu Viktor Orbáns Wahlsieg darauf hin, dass seit dessen Amtsantritt im Jahr 2010 etwa 800 000 Ungarn das Land in Richtung Westen verlassen haben. Die Verbindung von schlechter Wirtschaftslage und Auswanderung ist nur allzu offensichtlich. Angesichts dieser Tatsache ist mir völlig schleierhaft, wie aus den Reihen der CSU so viel Anerkennung für den Sieg von Fidesz geäußert werden kann. Edmund Stoiber führt den Erfolg Orbáns sogar direkt auf "eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage" zurück. Eine bemerkenswerte Form von Realitätsverlust! Wer die von Orbán propagierte "illiberale Demokratie" und die Einschüchterungs- und Lügenkampagne der ungarischen Regierung im Vorfeld der Wahl für vorbildhaft erklärt, hat möglicherweise auch für das eigene Land eine Verschiebung des Koordinatensystems im Auge. Oder er weiß nicht, was er tut.

Dr. Robert Staudigl, München

Dann ohne EU-Treibstoff

Viktor Orbán sollte seine Ungarn einfach abstimmen lassen über den EU-Verbleib beziehungsweise sollte auch die Union in Brüssel dem ungarischen Regierungschef diesen Austritt nahelegen. Wenn eine Nation so wählt, wie in Ungarn jetzt geschehen, und wenn die stärkste Partei hinter Orbán ganz offen faschistisch ist, dann sollte man so fair sein und den nationalistischen Kurs ohne EU weiterfahren, aber in dieser Konsequenz dann auch ohne Treibstoff für die Wirtschaft und infrastrukturelle Entwicklung aus Brüssel und die damit verbundenen Vorzüge beim freien Handel.

Markus Meister, Mönchengladbach

Kein monolithischer Block

"Wahlkampf in Orbánistan" vom 5. April: Sehr verdienstvoll ist es, wie Paul Lendvai einen guten Einblick in die Hintergründe der gegenwärtigen ungarischen Politik vermittelt. Bei der Beschreibung von Viktor Orbáns Beziehungen zu den Kirchen in Ungarn sollte Lendvai allerdings genauer differenzieren. Orbán ist mitnichten der "Liebling ... seiner protestantischen Bischöfe geworden". Hier muss unterschieden werden zwischen der eher "staatstragenden" und regierungskonformen Reformierten Kirche in Ungarn, aus der Orbán stammt, und der deutlich regierungskritischeren Lutherischen Kirche in Ungarn. Seit Jahren versucht letztere, in der innenpolitisch aufgeheizten Situation Maßstäbe der christlichen Ethik zur Geltung zu bringen, etwa beim Schutz der Schwachen, der Minderheiten, der Flüchtlinge. Auch der katholische Episkopat ist kein monolithischer Block, allerdings befinden sich regierungskritische Bischöfe wie der von Vác in der Minderheit.

Hans Kratzert, Heidelberg

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