SZ-Werkstatt:Zwischendurch ein Hai

Fabian Heckenberger

Fabian Heckenberger, 33, hat sich nach seinem Volontariat mit Kollegen im 4. Stock eingeschlossen und die digitale SZ entwickelt, die er heute leitet.

(Foto: Sonja Marzoner)

Wie "funktioniert" eine Geschichte nicht nur auf Papier, sondern auch auf dem Smartphone oder dem Tablet? Und wie sollte die Süddeutsche Zeitung auf Phänomene im Netz reagieren? Eine Erklärung.

Plötzlich taucht die Rückenflosse auf, und es wird Zeit zu diskutieren. Im Netz verbreitet sich ein Video, in dem ein Profisurfer von einem Hai attackiert wird. Der Sportler bleibt unverletzt. Die Frage lautet: Zeigt die digitale Ausgabe der SZ dieses Video? Ein Kollege meint, der kurze Film sei voyeuristisch. Ein anderer argumentiert, es gehöre zur Informationspflicht, das Video zu zeigen. Wer im Netz einen Artikel über ein Video veröffentlicht, könne es sich - von drastischen Ausnahmen oder Rechteproblemen abgesehen - nicht leisten, den Film nicht zu zeigen. Das Video wird eingebaut. Im Internet wird es millionenmal angeschaut.

Seit vier Jahren gibt es die digitale SZ, eine täglich zusammengestellte Version der Zeitung, als App oder im Netz unter sz.de/zeitung. Journalismus im Digitalen bietet Chancen und wirft Fragen auf - etwa: Wie muss eine Geschichte erzählt werden, damit sie sich nicht nur auf großen Papierseiten oder am Computer im Büro gut liest, sondern auch auf dem Smartphone, das man in der S-Bahn aus der Tasche zieht? Mancher Leser bevorzugt digital die große, geschriebene Analyse. Andere lassen sich lieber zum Beispiel von Heribert Prantl im dreiminütigen Video die wichtigsten politischen Themen erklären. Und was ist eigentlich mit den heute 15-Jährigen, die durch Apps wie Periscope oder Snapchat an einen komplett anderen Medienkonsum gewöhnt sind? Wie reagiert die SZ darauf?

Zum Beispiel so: Die Redaktion lässt eine Drohne über Elmau fliegen für eine große Digitalgeschichte über den G-7-Gipfel. Eine Matterhorn-Besteigung wird multimedial begleitet. Enthüllungen über NSA-Aktivitäten sind in interaktiven Grafiken erklärt. Und zwischendurch taucht plötzlich ein Hai auf. Oder ein anderes unvorhergesehenes Ereignis. Dann wird diskutiert. Und das ist gut so.

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