Hermann Unterstöger öffnet die Tür zum Sprachlabor, aber nur einen Spalt weit:
Ohne das Sprachlabor ungebührlich hervorheben zu wollen, darf ich doch anmerken, dass es die bei Weitem vertrackteste Kolumne der SZ ist. Da sie ausschließlich Fehler des eigenen Blattes behandelt beziehungsweise, wie Humoristen gern sagen, "aufspießt", dient sie der kollegialen Gewissenserforschung. Sie soll Reue erregen und zu Vorsätzen führen, aufgrund derer irgendwann keine Fehler mehr vorkommen, weswegen dann auch die Kolumne überflüssig würde.
Da die Kolumne nun in ihrem achten Jahr steht, muss die Selbstauflösung für gescheitert angesehen werden. Ihre Leser und Förderer können dafür auch den Grund angeben: weil wir Schreiber von der erhofften Fehlerfreiheit weltenweit entfernt seien, was schon daraus erhelle, dass im ersten Absatz dieses Werkstattberichts derer statt deren stehe, dass also nicht einmal der Laborant das Relativpronomen korrekt anzuwenden wisse. Briefe dieses Inhalts enden oft mit dem Rat, für die Redaktion einen Deutschkurs bei der Volkshochschule zu buchen.
Die Arbeit im Labor macht Freude, ist aber insofern mühsam, als ich mich für beinahe jeden "Fall" erst durch die Fachliteratur arbeiten muss. Dass es bei den Pronominaladverbien Stolpersteine gibt und warum eine etwas exquisitere Subjekt/Objekt-Stellung zu Irritationen führen kann, ahnt man zwar, aber so eine Ahnung will ja durch Grammatikregeln untermauert werden. Das hat was von Nachsitzen und ist leicht peinlich. Dafür, dass dieses Gefühl nicht überhandnimmt, sorgen jene Leser, die an "Prof. Dr. Hermann Unterstöger" schreiben und es mir anheimstellen, mich neben meinen vermutlich immensen Lehrverpflichtungen mal dem Unterschied zwischen Epizentrum und Zentrum zu widmen.