SZ-Werkstatt:Was sagt der Chef?

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Die Klausurtagungen der CSU gehören zum politischen Jahresauftakt wie das Feuerwerk zu Silvester. SZ-Korrespondent Wolfgang Wittl erstaunen die Rituale immer wieder aufs Neue.

Von Wolfgang Wittl

Die Klausuren der CSU gehören zum politischen Jahresauftakt wie ein Feuerwerk zu Silvester - und wie bei einem Feuerwerk geht es um Knaller oder viel Rauch um nichts. Die eigentliche Arbeit beginnt bereits Tage vorher: Die CSU entwirft Beschlüsse und möchte sich damit ins Gespräch bringen. "Kurs vorgeben", nennt sich das. Journalisten versuchen, an diese Papiere heranzukommen und herauszufinden, wohin die Partei bei wichtigen Themen steuert. Wenn die Klausur startet, sind die inhaltlichen Positionen bereits weitgehend geklärt. Auch die neue Unterkunft im Kloster Seeon, in das die CSU-Landesgruppe diesmal nach 40 Jahren in Wildbad Kreuth umgezogen ist, wurde ausgiebig vorgestellt.

Die wichtigste Frage zum offiziellen Klausurstart - auch für die CSU-Abgeordneten - lautet daher: Was sagt der Chef? Wird Horst Seehofer den Streit mit Angela Merkel verschärfen? Schlägt er versöhnlichere Töne an? Sobald Seehofer gesprochen hat, werden seine Worte analysiert und kommentiert, für die offizielle Tagesordnung bleibt da kaum noch Zeit. Auch die Gäste kommen daher oft etwas kurz. Siemens-Chef Joe Kaeser wird ein "atemberaubend visionärer" Auftritt bescheinigt. Berichtet wird darüber kaum. Interessanter ist der Zustand der Union, und dass Norbert Lammert (CDU) Gastgeberin Gerda Hasselfeldt (CSU) freundlich umarmt. Am wichtigsten aber sind die Gespräche mit Abgeordneten, die darüber Aufschluss geben, wie es wirklich um die interne Stimmung steht. Führende Politiker laden abends zu sogenannten Hintergrundrunden, in denen sie ihr Tun erklären und dafür werben wollen.

Kommende Woche geht es weiter mit der Klausur der CSU-Landtagsfraktion im Kloster Banz. Die Positionen sind im Grunde bekannt. Horst Seehofer wird am Dienstag erwartet.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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