SZ-Werkstatt:Vorfreude aufs Amt

Für das Buch Zwei über die Bundespräsidentenwahl hat Heribert Prantl nicht nur in Archiven geschmökert. Er interviewte auch den künftigen Bundespräsidenten.

Von Heribert Prantl

Es gibt verschiedene Arten, sich dem Geist des höchsten Staatsamts zu nähern. Man könnte sich zum Beispiel nachts in den Weinkeller vom Schloss Bellevue einsperren lassen, und sich durch die deutschen Lagen trinken. Ich habe es konventioneller gemacht: viel reden, wenig trinken. Reden mit dem amtierenden und dem künftigen Bundespräsidenten, mit Vorgängern, den jeweiligen Wegbegleitern und Redenschreibern. Ich habe in Archiven geschmökert und in den wunderbaren Briefen, die Theodor Heuss verfasst hat, der schreibfleißige erste Präsident. Es gibt da viel zu entdecken. Ein Präsident verkörpert, wenn es gutgeht, den Glanz der Republik.

Als ich Frank-Walter Steinmeier, das künftige Staatsoberhaupt, in seinem Amtszimmer besuchte, war er noch Außenminister. Ein paar Stunden vorher hatte der SPD-Parteichef seine Entscheidung für Martin Schulz bekanntgegeben - und dass er, Sigmar Gabriel, nun als Nachfolger von Steinmeier den Außenminister machen wolle. Steinmeier wirkte auf mich überrascht, aber sehr aufgeräumt und fidel. Die Vorfreude aufs neue Amt verleitete den Juristen, der als spröde gilt, aber es nicht ist, fast zum Singen seines Lieblingslieds. Steinmeier ist einer, der aus einem Dorf kommt, und der sich als Außenminister die Welt zum Dorf gemacht hat. Eine Aufgabe des Bundespräsidenten ist ihm daher so vertraut wie keinem vor ihm: Er vertritt den Bund völkerrechtlich.

Claus Heinrich Meyer, der 2008 verstorbene SZ-Kollege, hat einmal die Bundespräsidenten mit Kometen verglichen: Sie ziehen ihre Bahn, glühen, verglühen - und sind vergessen. Nicht alle. Etliche von ihnen haben Deutschland entscheidend geprägt. Im Buch Zwei habe ich das darzustellen versucht. Es ist dies ein Bundespräsidenten-Lied in sechs Strophen.

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