SZ-Werkstatt:Vollstes Vertrauen

Der Fotograf und SZ-Volontär Matthias Döring hat ein älteres Ehepaar nach einer Krebsdiagnose begleitet. Im Buch Zwei ist seine Fotoreportage zu sehen. Hier berichtet er, wie es ihm möglich war, dieses Vorhaben zu realisieren.

Matthias Ferdinand Döring, 2017

Matthias Döring, 35, ist SZ-Volontär. Er fotografierte für die SZ sowie das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. In Hannover studierte er Fotojournalismus und Dokumentarfotografie bei Rolf Nobel.

(Foto: Corinna Guthknecht)

Matthias Döring hat für das Buch Zwei ein älteres Ehepaar nach einer Krebsdiagnose begleitet.

Hier berichtet er, wie die Reportage möglich wurde: "Die Reportage basierte anfangs nur auf einem Verdacht. Ich hatte gehört, dass Friedhelm Blum, ein Mann aus meinem Heimatdorf, schon länger krank war. Ich kannte ihn gut von früher. Während meiner Grundschulzeit waren Friedhelm und seine Frau, Ingeliese, so etwas wie meine Nachmittags-Eltern gewesen. Meine eigenen waren tagsüber wegen ihrer Arbeit oft nicht zu Hause. Da ich mein Fotojournalismus-Studium mit einer Arbeit zum Thema Krebs abschließen wollte, fragte ich ihn, ob ich ihn und seine Familie mit der Kamera begleiten dürfe, obwohl er zu dem Zeitpunkt noch gar keine Krebsdiagnose hatte. Er überlegte nicht lange und stimmte zu, um mich in meiner Arbeit zu unterstützen.

Das hat mich sehr verblüfft. Besonders am Anfang, vor der Operation, habe ich Friedhelm oft ohne Kamera besucht, um die Vertrautheit von früher wiederherzustellen. Ich habe in den Gesprächen nicht explizit nach seinem Gesundheitszustand gefragt. Ich wollte ihn damit nicht mehr belasten als im Vorfeld nötig. Bevor ich anfing zu fotografieren, war ich bemüht, mit allen Familienangehörigen, besonders Friedhelms erwachsenen Kindern, über mein Vorhaben zu sprechen. Diese Gespräche verliefen nicht immer spannungsfrei. Einige Familienmitglieder waren zunächst nicht begeistert. Trotz der jahrelangen Erkrankung Friedhelms fühlten sich viele von seiner Krebsdiagnose wie vom Zug überfahren. Sie rechneten mit dem Schlimmsten.

Vor der OP waren alle sehr angespannt. Mit Ingeliese und Friedhelm bestand das Abkommen, dass ich immer die Kamera dabeihaben konnte, bei Familientreffen habe ich vorher abgeklärt, ob ich fotografieren darf oder nicht. Ohne das riesige Vertrauen von Friedhelm und Ingeliese wäre diese Arbeit nie möglich gewesen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: