SZ-Werkstatt:So nah und doch so fern

SZ-Werkstatt: Christian Endt, 28, ist Volontär bei der SZ. Nach Stationen in der Region, in der Wissens- und Wirtschaftsredaktion schreibt er gerade vom Parlamentsbüro aus. Er mag die Berliner Musikszene, vermisst anständige Brezen.

Christian Endt, 28, ist Volontär bei der SZ. Nach Stationen in der Region, in der Wissens- und Wirtschaftsredaktion schreibt er gerade vom Parlamentsbüro aus. Er mag die Berliner Musikszene, vermisst anständige Brezen.

(Foto: Laber/SZ)

Wie ist es, wenn man erstmals in die große Berliner Politik eintaucht? Christian Endt erzählt von seinem Leben als Zeitungsvolontär.

Wie ist es, wenn man als Zeitungsvolontär in der großen Berliner Politik ankommt? Christian Endt berichtet:

"Das Berliner Büro der SZ liegt fußläufig zum Bundestag und den wichtigen Ministerien. Wer hier zu arbeiten beginnt, ist plötzlich ganz nah dran an der Macht, an den wichtigen Entscheidungen. Und bleibt trotzdem erst mal weit weg: Die Hauptstadtpresse lebt von Kontakten. Abgeordnete erzählen aus einer internen Sitzung des Parteivorstands, Ministerialbeamte reichen einen Gesetzentwurf weiter. Diese Beziehungen beruhen auf Vertrauen, das erst langsam entsteht. Nähe misst sich hier nicht in Kilometern, sondern in Handynummern.

Aber wer keinen Tauchschein hat, geht eben schnorcheln. Und stellt fest, dass man, wenn man genau hinsieht, auch von der Oberfläche aus beobachten kann, was sich unter Wasser bewegt. Zur Oberfläche gehören: Pressekonferenzen, Ausschusssitzungen, Empfänge. Spannend zu beobachten sind die Plenardebatten unter der Reichstagskuppel. Wie gehen die Politiker miteinander um? Welche Minister mögen sich offenbar gar nicht? Wer klopft Anton Hofreiter aufmunternd auf die Schulter, wenn der gerade bei der Urwahl der Grünen krachend verloren hat? Und bei wem wirkt das Schulterklopfen geheuchelt?

Die Arbeit im hektischen Berlin ist ein gutes Training in journalistischem Handwerk. Kaum kommt man von einem Termin zurück ins Büro, rufen die Kollegen aus der Münchner Zentrale an und wollen einen Text zu lesen bekommen. Der schnellste und einfachste Weg wäre, das eben Gehörte vom Notizblock direkt in die Zeitung zu schreiben. Trotzdem muss man sich Zeit nehmen, das Gesagte zu hinterfragen, Fakten und Behauptungen zu prüfen, weitere Meinungen einzuholen. Nur dann ist es Journalismus."

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