Der New Yorker SZ-Korrespondent Peter Richter schildert, wie er in die Sozialbauten eingelassen wurde, deren Innenleben er im Buch Zwei mit dem Titel "Häuserkampf" (vorige Seiten) beschreibt:
"Ich kannte Megan aus unserer Nachbarschaft, einem inzwischen fast schon gutbürgerlichen Viertel von Brooklyn. Eines Tages erzählte sie, dass sie Freunde in Red Hook habe, der eine sei angeschossen worden, der andere sitze in U-Haft; sie sammelte für die Kaution. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich seit Wochen bemüht, die Häuser, wo das passiert war, mal von innen sehen, aber das ist ein heikles Terrain. Einerseits ist Red Hook in Brooklyn nämlich: fun. Hafenviertel-Charme, Künstler-Bohème, Restaurants mit Geheimtippcharakter. Auf der anderen Seite - und zwar buchstäblich - türmen sich die Sozialwohnungsblocks der Red Hook Houses. Deren Reputation ist eher: no fun. Hier lebt man gefährlich.
Ich hatte diesen Sommer ausgerechnet auf einen Kaffee in einer Bar voller bärtiger weißer Hipster in Red Hook gesessen, als ich von der Schießerei unter schwarzen Jugendlichen gleich um die Ecke las. So eine Meldung steht hier jede Woche in der Zeitung, und fast immer ist der Ort des Geschehens eines der rot verklinkerten Social Housing Projects, die an allen Ecken und Enden der Stadt schroff aus dem üblichen Straßenraster herausstechen. Die Frage war: Warum ist das so? Was haben diese Häuser mit Kriegen zwischen Gangs zu tun, die leider mehr sind als nur Klischees aus dem Gangster-Rap?
Bei der Recherche schien alles zusammenzukommen, worüber aktuell in den USA dauernd die Rede ist: Rassismus, Polizeigewalt und Gentrifizierung. Dazu ferne Echos aus Europa: die Radikalisierung in den Banlieues, und die Notwendigkeit, für Millionen Flüchtlinge Wohnraum zu schaffen. Und dann kam Megan mit der Auskunft, die Jungs würden mir eine Tour durch ihr Viertel geben .
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