SZ-Werkstatt:Netzwerk der Hilfe

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Christian Krügel, Leiter des Ressorts München, Region und Bayern, berichtet über die Arbeit und Entstehung des SZ-Adventskalenders.

Von Christian Krügel

Die Idee, mit der Werner Friedmann 1948 aus den USA zurückkehrte, war denkbar einfach. Der damalige Lokalchef der SZ und spätere Gründer der Abendzeitung hatte bei der New York Times die Spendenaktion "Neediest Cases" kennengelernt: Die Zeitung berichtete über New Yorker in Not, denen die Leser dann unmittelbar halfen. Das probierte Friedmann mit seiner Lokalredaktion in der Vorweihnachtszeit in München aus - und die Hilfsbereitschaft der Leser war überwältigend. Aus der simplen Idee wurde der "Adventskalender für gute Werke e.V.", das Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung. Weit mehr als 100 Millionen Euro haben unsere Leser seitdem für bedürftige Mitbürger gespendet, allein im vergangenen Jahr waren es 5,6 Millionen Euro.

Bis heute arbeitet der SZ-Adventskalender nach Friedmanns Prinzip: Die München- und Landkreis-Redaktionen berichten über Menschen in Not und über soziale Projekte. Die Spenden der Leser dafür werden ohne Abzug weitergegeben - alle Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag. Freilich ist aus der spontanen Aktion von einst für Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier und ihre Mitarbeiterin Martina Linke längst ein Fulltime-Job das ganze Jahr über geworden. Gemeinsam mit Lokalredakteur Sven Loerzer besuchen sie Einrichtungen und Projekte, überprüfen Bedürftigkeit, stehen in engem Kontakt mit Sozialverbänden und Behörden.

So ist über die Jahre ein Netzwerk der Hilfe entstanden: Der SZ-Adventskalender unterstützt kleine Nachbarschaftshilfen genauso wie große Projekte für krebskranke Kinder, spendiert Ferienpässe für Familien und Essenspakete für Arme oder Kleintransporter für Sozialarbeit in den Landkreisen. Dieses Netz hilft der Redaktion auch, um die richtigen Themen zu finden: in diesem Jahr zum Beispiel Familien mit schwerkranken Kindern oder Senioren, denen die Rente nicht zum Leben reicht. Wer Geld bekommt, entscheiden Vereinsvorstand und Geschäftsführung. Schnell, aber nach intensiver Prüfung der Anträge, denn am meisten zählt: das Vertrauen der Leser, dass ihre Hilfe ankommt.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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