SZ-Werkstatt:Kein Routinejob

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Mit "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der "Beatles" fing es an. Und es hat nie wieder aufgehört. SZ-Feuilleton-Chef Andrian Kreye, der für diese Wochenendausgabe das Buch Zwei verfasste, über seine Leidenschaft für Schallplatten.

Andrian Kreye, der das Buch Zwei über Vinyl verfasste (Seiten 11 bis 13) über seine eigene Geschichte mit Schallplatten:

Ein australisches Presswerk für Vinylplatten machte vor einiger Zeit mal Werbung mit dem Spruch "Niemand erinnert sich an seinen ersten Download". Es stimmt schon. An die erste Schallplatte erinnert man sich sehr gut. Bei mir war das die Beatles-Platte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band", die mir mein Cousin zum fünften Geburtstag schenkte. Ich sage es nicht gerne, weil mich das ein wenig alt macht, aber die Platte war damals gerade neu herausgekommen. Und es war natürlich meine Tante, die damals fand, dass so eine revolutionäre Platte den geistigen Horizont auch schon bei einem Fünfjährigen erweitern kann.

Später wurde aus dem Plattensammeln eine Leidenschaft, die irgendwann im Zeitalter der CDs abflaute. Mit dem iPod kam dann die fatale Idee, man könne ja Platz sparen, wenn man seine Schallplatten verkauft. Zum Glück blieb ein solider Grundstock. Vor ein paar Jahren flammte die Leidenschaft dann wieder neu auf. Und auch wenn es beim Sammeln um Musik geht, ist das mit den Erinnerungen an Schlüsselplatten nicht zu leugnen. Das kann weit gehen.

Immer wieder mal erwische ich zum Beispiel eine Platte aus der eigenen Jugend, die noch versiegelt ist. Da steckt dann nicht nur die Musik von damals drin. Öffnet man die Versiegelung der Schallplatte, kann man für einen kurzen Moment den Geruch von damals erhaschen, der die Erinnerung noch lebendiger macht. Mir ging das neulich so, als ich so eine versiegelte Platte des Jazztrompeters Woody Shaw von 1978 öffnete, dem Jahr, als ich aufhörte, Pop und anfing, Jazz zu hören. Das ist vielleicht einer der Momente, in denen sich Nahestehende ein wenig Sorgen machen, ob die Leidenschaft nicht zu weit geht. Das Buch Zwei war aber auf alle Fälle kein Routinejob.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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