SZ-Werkstatt:In der Tennisgalaxie

Sportredakteur Gerald Kleffmann berichtet zur Zeit in Melbourne über die Australian Open. Ein "Happy Slam"? Nicht für alle Beteiligten.

Von Gerald Kleffmann

Das Raumschiff hebt jeden Morgen ab, zwei Wochen lang, zumindest fühlt sich das so an, wenn man als Reporter eine Veranstaltung von der Dimension eines Grand Slams begleitet. So werden die vier wichtigsten Tennisturniere bezeichnet, die in Paris, Wimbledon, New York und, wie gerade, in Melbourne stattfinden. Die Australian Open präsentieren sich gerne als Happy Slam, es wird permanent Wert darauf gelegt, dass sich alle wohlfühlen. Der Ausdruck Busy Slam träfe es aber auch gut. In dieser geschlossenen Welt herrscht mit dem Öffnen der Schranken um zehn Uhr eine Geschäftigkeit wie in einem Termitenhügel. Einmal eingecheckt im Melbourne Park, gilt es, eines zu beachten: bloß nicht den Überblick verlieren.

Das Beste wäre, man könnte sich vier-, acht- oder, besser, sechzehnteilen. Auf derart vielen Courts wird gespielt. Wobei noch viel mehr Schauplätze von Belang sind. Wenn US-Größe Serena Williams zu den Medien spricht, zufällig der legendäre John McEnroe vor einem steht und eine Besichtigung der neuen Bauten auf der Anlage angeboten wird, muss man entscheiden: Was ist wichtiger?

Der Morgen beginnt daher mit dem Erstellen eines Planes, wie bei einer Schnitzeljagd legt man grobe Fährten. Am Freitag: Der Spanier Rafael Nadal, nun Gegner des Deutschen Alexander Zverev, übt um zwölf Uhr auf dem 17er. Angelique Kerber spielt im zweiten Match in der Rod Laver Arena. Abends ist Roger Federer, der Cary Grant der Branche, dran. Pressekonferenzen sind zusätzlich im 15-Minuten-Takt angesetzt - mehr als 700 Sportler nehmen teil. Der Captain Kirk hier heißt übrigens Craig Tiley. Der Turnierdirektor sorgt dafür, dass das Raumschiff reibungslos durch die Tennisgalaxie fliegt.

SZ-Werkstatt: Sportredakteur Gerald Kleffmann, 46, wurde an der Deutschen Journalistenschule in München ausgebildet. Doch eigentlich stählte ihn ein anderes Kapitel: Er berichtete 20 Jahre über den Giesinger Chaosklub TSV 1860.

Sportredakteur Gerald Kleffmann, 46, wurde an der Deutschen Journalistenschule in München ausgebildet. Doch eigentlich stählte ihn ein anderes Kapitel: Er berichtete 20 Jahre über den Giesinger Chaosklub TSV 1860.

(Foto: privat)
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