SZ-Werkstatt:Jenseits von Karatschi

Werkstattbericht

Jakob Berr (rechts), 35, ist Fotoredakteur in der SZ-Bildredaktion. Südasien kennt er gut, er hat in Bangladesch und Indien gelebt. Tobias Matern, 38, war SZ-Korrespondent mit Sitz in Delhi und Bangkok. Er ist Redakteur in der Außenpolitik.

(Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Recherchieren bis die Sicherheitsbehörden kommen: Tobias Matern über die Arbeit als Reporter in Pakistan.

Von Tobias Matern

Der Mann von den Sicherheitsbehörden ist bestimmt, aber höflich. Er bietet uns erst einmal einen Tee an - dafür ist in Pakistan immer Zeit. Sein Kollege sagt kein Wort, schaut etwas grimmig. Der Höfliche bietet uns drei Optionen an. Option eins: Ein Flug um 15 Uhr nach Karatschi. Option zwei: Ein Flug um 17 Uhr nach Karatschi. Option drei: Darüber wird geredet, sagt er, wenn Option eins und zwei ausgeschlagen werden.

Wir haben nicht erfahren, was Option drei war, sondern Option eins gewählt und die Stadt Multan verlassen. Unser Interview mit den Eltern von Qandeel Baloch, dem Social-Media-Star, die offenbar von ihrem Cousin und ihrem Bruder ermordet worden ist, mussten wir etwas früher beenden als geplant. Unser Material hat den Sicherheitsmann aber nicht interessiert, es ging ihm gar nicht um einen Eingriff in die Pressefreiheit. Er wollte, dass wir uns an die Regeln halten.

Die Regeln für ausländische Journalisten in Pakistan: Offiziell erlaubt ist nur der Aufenthalt in den drei Städten Islamabad, Lahore und Karatschi. Für andere Orte ist eine Genehmigung erforderlich, die wir nicht eingeholt haben, weil sich die Mühlen pakistanischer Bürokratie nicht immer mit journalistischen Terminkalendern in Einklang bringen lassen.

Auf Recherche in Pakistan, das bedeutet für Reporter aber auch, auf hilfsbereite Menschen zu treffen, die alles daransetzen, in kürzester Zeit den Gästen Wünsche zu erfüllen. Dass wir Einblicke in das moderne Pakistan erhalten haben, in dem Supermodels Partys wie in Berlin feiern, haben wir dem Manager des bekanntesten Schönheitssalons von Karatschi zu verdanken. Wir haben ihn einfach an seinem Arbeitsplatz besucht, ohne Termin. Ein paar Minuten nach Beginn des Gesprächs hat er uns gefragt, ob wir nicht am Abend zur Party mitkommen wollen.

Der SZ-Redakteur Tobias Matern und der Fotograf und Kameramann Jakob Berr haben in Pakistan die Hintergründe des Todes von Qandeel Baloch recherchiert. Lesen Sie hier Ihre Digital-Reportage "Tod einer Rebellin".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: