SZ-Werkstatt:Der monatliche Sternenhimmel

Helmut Hornung

Helmut Hornung, 56, war Redakteur der SZ und arbeitet jetzt in der Kommunikationsabteilung der Max-Planck-Gesellschaft. In den nächsten Tagen erscheint der "Sternenhimmel" für den Monat Juni.

(Foto: Axel Griesch)

269 Folgen hat Helmut Hornung seit 1994 für die SZ geschrieben. Und jedes Mal waren auf der Karte die Himmelsrichtungen vertauscht...

Von Helmut Hornung

Die Karte, diese verflixte Karte! Die mit den vertauschten Himmelsrichtungen. Westen rechts, Osten links. Jeder Atlas lehrt das Gegenteil. Warum fällt das der Redaktion nicht auf? Den Lesern schon. Die beschweren sich ob der Schlamperei und schicken fleißig Briefe und Mails. Ich habe nicht gezählt, wie viele mich erreicht haben, ihre Zahl mag astronomisch hoch sein. Was zeigt, dass der monatliche "Sternenhimmel" kritisch gelesen wird. Es soll sogar Menschen geben, die jede Folge ausschneiden und säuberlich abheften. Der Ordner müsste mittlerweile einigermaßen dick sein. Die Tradition der Rubrik reicht Jahrzehnte zurück und begann lange, bevor ich im Januar 1994 für die Süddeutsche Zeitung zum ersten Mal das Himmelsgeschehen schildern durfte. 269 Folgen sind seither erschienen.

Nun ist das Weltall ziemlich groß - gut, so bietet es Platz für viele Geschichten. Aber das Weltall ist auch ziemlich kompliziert - schlecht, so scheiden viele Geschichten von vornherein aus. Wie also zu den Themen kommen? Langfristig versuche ich einen Mix: Vor allem in den ersten Jahren stand regelmäßig die Mythologie der Sternbilder im Mittelpunkt. Außerdem geht es um interessante Objekte wie Hanny's Vorweerp oder um Astronomen wie Karl Schwarzschild. Schließlich dürfen aktuelle Ereignisse nicht fehlen, Sternschuppen etwa, Mondfinsternisse oder ein Merkurtransit. Nur dem Ticken des kosmischen Uhrwerks zu folgen und allmonatlich die Kulisse der Konstellationen mit Worten zu beschreiben wäre auf Dauer recht unspannend. Zur Orientierung gibt es ja die Karte.

Ach ja: 269-mal wurde sie mit den vertauschten Himmelsrichtungen abgedruckt. Und 269-mal war das richtig. Denn die Karte muss so benutzt werden, dass das "S" mit dem Südpunkt am Horizont zusammenfällt. So ist Osten links und Westen rechts vom Beobachter. Denn wir blicken nicht auf die Karte von oben drauf, sondern von unten wie in eine Käseglocke hinein. Ich wünschte, die SZ könnte dreidimensional drucken. . .

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