SZ-Werkstatt:Buck und das Mädchen

Die Recherchen zum Thema "Illegaler Welpenhandel aus Osteuropa" in diesem Buch Zwei haben bei Renate Meinhof einige Erinnerungen hochgespült.

Die Recherchen zum Thema "Illegaler Welpenhandel aus Osteuropa" in diesem Buch Zwei haben bei Renate Meinhof einige Erinnerungen hochgespült:

Als ich acht war, kauften meine Eltern einen Hund, endlich. Es war ein Schäferhundwelpe, ein Rüde sehr wachsamen Auges, Kind einer ausgemusterten Hündin der Nationalen Volksarmee, Grenzbrigade Küste. Mein Bruder neutralisierte seine Herkunft aus dem Militär mit dem Namen Buck, nach dem Film "Buck und der Prediger" von 1972 mit Harry Belafonte und Sidney Poitier, was seiner Ansicht nach gut zu einer Pastorenfamilie passte.

Ich habe den Film nie gesehen, Buck aber krempelte unser Leben um. Dienste wurden nun eingeteilt. Der Wichtigste: Bucks Bewegung. Es kam vor, dass ich ihn vergessen hatte, und am Abend, manchmal sehr spät, stand mein Vater fragend am Bett: Und, hast du an den Hund gedacht? Ich erinnere mich an ein bodenlos schlechtes Gewissen. Also: aufstehen, anziehen, mit Buck gehen.

Warum ich das schreibe? Ich habe auch eine Tierärztin in ihrer Praxis besucht. Sie erzählte von der totalen Ahnungslosigkeit, mit der manche Menschen ein Tier kaufen. Ein Satz ist mir wörtlich in Erinnerung geblieben: "Die Leute, die sich Gedanken machen, bevor sie einen Hund kaufen, die könnte ich abknutschen." Laura Broschek hat sich jetzt für ein Projekt angemeldet, bei dem Veterinäre in Schulklassen gehen, um Kindern die Augen zu öffnen, was sie erwartet, wenn der Wunsch nach dem Tier denn in Erfüllung geht. Aber warum kaufen Menschen Hunde überhaupt im Internet? Viele wollten eben unbedingt einen Rassehund, aber, wie bei allem anderen auch, kosten soll er bitte nichts. Buck starb damals leider viel zu früh. Er wurde überfahren. Einen Hund kaufen? Die Tierheime sind voll.

Werkstatt
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: