SZ-Werkstatt:Besser hören

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Stefan Fischer ist in der Medienredaktion der Radiospezialist und hat in einem Ohr eigentlich immer einen Kopfhörerstöpsel. Dennoch kommt er mit dem Hören der vielen guten Produktionen nicht nach, wie er hier schreibt.

Von Stefan Fischer

Hörspielfans mögen es mir verzeihen: Ich habe schon Hunderte Hörspiel-CDs weggeworfen, darunter etliche, auf die Glanzstücke des Genres gebrannt waren. Ich weiß schlicht nicht, wohin sonst damit. Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen: Auf einer - zugegeben: schnöden - Festplatte habe ich 9000 Dateien gespeichert: Hörspiele, Features, Musiksendungen und was mich sonst am Radio interessiert. Sender schicken megabyteweise Dateien, anderes lade ich auf deren Webseiten herunter oder zeichne es mit einem Digitalrekorder auf. Jede Woche werden es zwei, drei Dutzend Sendungen mehr. Jede Woche wird auch der noch zu hörende Datenberg größer.

Ein schlechtes Gewissen plagt mich deswegen nicht - die Zahl der gehörten Sendungen wächst schließlich ebenfalls rasant. Und ich hoffe, dass ich auch den Lesern der Hörfunktipps, die in Wochenend- und Feiertagsausgaben auf den Programmseiten erscheinen, kein schlechtes Gewissen mache, weil sie vier der Empfehlungen interessant finden, aber doch nur zwei hören können. Sondern sie sich vielmehr dieser beiden akustischen Abenteuer erfreuen.

Die Auswahl fällt schwer - und ist komplett subjektiv. Lieblingsstücke sind stets darunter, klar. Raritäten, wenn welche laufen, auch unbedingt. Dann neue Produktionen - selbst, wenn sie nur mittelmäßig ausfallen: Vor allem die oft mit großartigen Schauspielern inszenierten Hörspiele sind kulturell zu wertvoll, um sie komplett zu ignorieren. Manche Sendungen kenne selbst ich nicht, bin aber neugierig auf sie. Das geht manchmal daneben: Nicht jedes Programm hält, was es verspricht. Anderes unterschätze ich, wie ich mitunter im Nachhinein feststelle. Fast immer aber schleudert einen das Kulturradio für eine gute Stunde in eine andere Welt. Die man selbst ausgestaltet mit Bildern, welche die Töne in einem freisetzen.

© SZ vom 30.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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