SZ-Werkstatt:Aufgespürt

Jan Hellmut Schwenkenbecher, Portrait SZ

Jan Schwenkenbecher, 28, hat in seiner langjährigen Puzzle-Karriere schon einige Bilder zusammengesetzt. Persönlicher Rekord: 1000 Teile. Psychologie-Studium, seit November 2016 Volontär bei der SZ.

(Foto: Stefanie Preuin)

Es war ein Puzzle aus 93 Teilen. Im Herbst 2013 fliegt die FDP aus dem Bundestag und mit ihr alle 93 Abgeordneten. Wie geht ein Leben ohne Politik? SZ-Volontär Jan Schwenkenbecher hat ihnen monatelang hinterhertelefoniert. Das Puzzle ist zusammengesetzt.

Von Jan Schwenkenbecher

Ein Puzzle mit 93 Teilen? Klingt nicht sonderlich fordernd. War es aber. Im Herbst 2013 flog die FDP aus dem Bundestag - und mit ihr alle ihre 93 Abgeordneten. Für das Buch Zwei hatten Roman Deininger und ich uns vorgenommen, vier Jahre danach mit den 93 Ex-Parlamentariern zu sprechen. So sollte sich ein Bild ergeben vom Leben nach der Politik.

Erst einmal musste man an die Telefonnummern kommen. Manchmal war das verblüffend einfach: Wer rechnet schon damit, die Handynummer eines Managers im Netz zu finden? Manchmal musste man aber auch den Umweg von Landes-FDP zu Orts-FDP gehen, dann über den ehemaligen Arbeitgeber zum aktuellen, und nach einem längeren E-Mail-Verkehr noch ein vertrauensbildendes Gespräch mit der Ehefrau führen. Alle 93 haben wir am Ende nicht erreicht. Aber doch die allermeisten.

Viele freuten sich über den SZ-Anruf, einige aber nicht: Einer sagte, das Handelsblatt wäre ihm lieber gewesen. Trotzdem berichteten fast alle, was sie beruflich und politisch so getrieben hatten. Und sie erinnerten sich an bewegende Momente. Eine Bundespräsidentenwahl, einen Hubschrauberflug in Afghanistan. Eine Ex-Abgeordnete erzählte von der Verabschiedung eines Gesetzes, für das sie jahrelang gekämpft hatte, ein anderer von dem Augenblick, als er, frisch gewählt, zwischen ein paar Besuchern im Bundestag an die Balustrade trat und sich dachte: "Geschafft."

Die Ex-Abgeordneten sind heute Bäcker oder Lobbyist, Pfarrer oder Anwalt. Manche sind weich gefallen, andere härter. Was alle eint, sind die Emotionen, mit denen sie über den Bundestag sprachen. Ehrfurcht und Stolz, Wut und Enttäuschung. Mit jedem Puzzleteil wurde klar: Es ist kein gewöhnlicher Job, das Volk zu vertreten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: