Strommarkt:Da schwärmt noch nichts

Der US-Unternehmer Elon Musk hat erst kürzlich angekündigt, er wolle den Speicherpreis für eine Batterie senken. Daraus aber auf schnelle Veränderungen im deutschen Strommarkt zu schließen, ist abwegig.

Markus Balser skizziert in "Macht des Schwarms" vom 5. Mai die möglicherweise bevorstehenden Veränderungen im deutschen Strommarkt, ausgelöst durch die Ankündigung von Elon Musk, den Speicherpreis für eine Batterie zu senken. Die Energiewirtschaft ist in einem harten Strukturwandel, aber sicherlich nicht ausgelöst durch den Einsatz kalifornischer Batteriespeicher in deutschen Haushalten. Das kann man an einigen Zahlen relativ leicht verdeutlichen: In Wohngebäuden kann der mögliche Eigenverbrauch des erzeugten Stroms von derzeit bis zu 30 Prozent durch eine Batterie auf maximal 70 Prozent erhöht werden. Batterien für diesen Zweck gibt es seit etwa drei Jahren am Markt, wirtschaftlich sind sie aber noch nicht, trotz deutlicher Preisdegressionen - auch ohne Elon Musk. Privat verbrauchen wir alle zusammen etwa 20 Prozent des in Deutschland benötigten Stroms. Hätte also jeder der 41 Millionen Haushalte eine Fotovoltaik-Anlage mit Batterie, läge der Eigenverbrauch bei etwa maximal zwölf Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Knapp 60 Prozent der 1,5 Millionen Fotovoltaik-Anlagen gehören zu Ein- und Zweifamilienhäusern, das sind zwei Prozent aller Haushalte oder gut fünf Prozent dieser Häuser, der Zielgruppe von Musks Ankündigung. Sie tragen aber nur etwa 14 Prozent zur deutschen Fotovoltaik-Gesamtleistung bei. Der Hauptmarkt für Eigenverbrauch ist eigentlich das Gewerbe, das vor allem tagsüber Strom benötigt, was ja für einen Eigenverbrauch sehr günstig ist. Hier sind aber Batterien gar nicht so wichtig für einen hohen Eigenverbrauch.

Die Idee von Lichtblick, ein Schwarmkraftwerk aufzubauen, ist innovativ und attraktiv, bislang aber nicht für Kunden. Der erste Versuch mit einem Blockheizkraftwerk auf Basis eines Gasmotors der Volkswagen AG ist gescheitert. Denn Kunden sind in der Masse nicht so sehr an Autarkie interessiert, sondern an niedrigen Stromkosten (und Versorgungssicherheit) - trotz des überschaubaren Anteils des Stroms an sonstigen Ausgaben. Die Absicht Musks ist daher eher so interpretieren, dass der Absatz seiner Elektroautos nicht ausreicht, um für die Batterieherstellung bessere Skalierungseffekte zu realisieren und dadurch die Kaufpreise der extrem teuren Elektroautos zu senken. Ein typisches Henne-Ei-Problem. In Deutschland wurden 2014 nur 8522 Elektroautos neu zugelassen, aber 528 944 SUV. Uwe Dankert, Haar

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