Sprachlabor:Schlecht performt

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Dass ein Leser uns das Buch "Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann" empfiehlt, verheißt nichts Gutes. Eine kleine Stilkunde zum Wort "performen".

Von Hermann Unterstöger

DASS LESER L. uns das Buch "Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?" empfiehlt, kommt daher, dass er das Verbum performen nicht mehr lesen will. Seine Kritik hört sich an, als würde mit diesem Anglizismus ein Großteil unserer Sätze performt. Dem ist nicht so, doch finden sich immer noch genug Belege dafür, dass damit öfter gearbeitet wird, als nach Lage der Dinge notwendig wäre. Hier ein Beispiel aus einem Bericht über die Berliner und ihren ewigen Drang aufs Land: "Im Wald wird performt, in den Scheunen tanzen sie zu elektronischer Musik." Das ist ohne Zweifel kreuzfidel, aber was zum Teufel passiert da im Wald wirklich? Und was tun Störe, die "bei der Kaviarbildung am besten performen"? Rappen sie, spielen sie Ukulele, tragen sie ein Gedicht vor? Na ja, Hauptsache, ihre Performance schmeckt.

GERN WIRD auch der Parameter verwendet, um nicht zu sagen performt. Unserem Leser M. kommt er vor wie ein Begriff aus der Politschulung, er erinnert ihn an den parodistischen Satz "Und nun kommen wir zu unser heutiges Themata" (Günter Neumann/Die Insulaner). Grund für M.s Irritation war ein Bericht über Angriffe auf Politiker. Weil die Kriminalitätsstatistik auf Berufsbezeichnungen verzichte, gebe es dafür "kein eigenes Parameter". Dazu ist erstens zu sagen, dass es der und nicht das Parameter heißt und dass es zweitens der Parameter, ein in diversen Disziplinen sesshafter und dort sehr genau definierter Terminus, dank seiner vermeintlichen Unverbindlichkeit zu für ihn schöner Universalität gebracht hat. So etwa sagte ein Fußballtrainer einmal, das nächste Spiel sei "für uns ein echter Parameter im Aufstiegskampf". Man kann nur hoffen, dass seine Truppe die Chose in diesem Sinn performte.

PAPST FRANZISKUS gehe es nicht darum, "die Unauflöslichkeit der Ehe infrage zustellen". So stand es bei uns, und Leser G. fragte zu Recht: "Was soll da zugestellt werden, ein Brief oder eine Einfahrt?"

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